Mit verkniffenem Gesicht und den Händen tief in den Taschen schritt Dieter Hecking über den Platz. Der neue Trainer des VfL Bochum hatte gestikuliert, angetrieben, gemeckert, sogar die Gelbe Karte kassiert - doch geändert hat er beim Bundesliga-Tabellenletzten bislang wenig: Der Ruhrpottklub verliert zwar nicht mehr so hoch, er verliert aber weiter. Der Abstand zum rettenden Ufer ist nach zwölf Spielen ohne Sieg schon riesig.
Widerstandsfähiger - aber sieglos
"Wir sind widerstandsfähiger als die Wochen vorher", betonte Hecking nach dem 0:1 (0:1) beim FC Augsburg, "es sieht jeder, dass die Mannschaft alles versucht, den Fuß noch in die Tür zu kriegen, in die Saison noch reinzukommen."
Allerdings sei die Enttäuschung nach der zweiten Niederlage im dritten Spiel unter seiner Leitung groß. "Klar, dass die Köpfe erstmal unten sind", berichtete der 60-Jährige: "Das Erfolgserlebnis fehlt im Moment. Wir hoffen, dass wir nicht allzu lange warten müssen, sonst ist die Post abgefahren."
Viel Druck gegen Bremen, Union und Heidenheim
Der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz ist inzwischen auf neun Punkte angewachsen. In den verbleibenden drei Spielen vor der Winterpause gegen Werder Bremen, bei Union Berlin und gegen den 1. FC Heidenheim steht der VfL unter enormem Druck, endlich dreifach zu punkten. "Das sind Mannschaften, die normalerweise auf Augenhöhe sind", meinte Mittelfeldspieler Felix Passlack. Aber: Sie alle haben schon deutlich mehr Zähler auf dem Konto.
Phillip Tietz bescherte Augsburg mit einem verwandelten Foulelfmeter (38.) im fünften Heimspiel den ersten Sieg gegen die Westfalen, die mit nur zwei Punkten aus den ersten zwölf Partien den zweitschlechtesten Saisonstart in der Bundesligageschichte hinlegten. Nur die SpVgg Greuther Fürth begann 2021 noch schlechter - und stieg am Ende als abgeschlagener Letzter ab.
Nicht ein gefährlicher Torschuss auf das FCA-Tor
Hecking vermisste "mehr Durchsetzungsvermögen und noch mehr Überzeugung im letzten Drittel". Trotz einiger Chancen in der Schlussphase gelang kein einziger gefährlicher Schuss aufs Tor. Hinzu kommt: Seit inzwischen 28 Partien hat der VfL nicht mehr zu Null gespielt.
Verärgert war der Coach aber vor allem über ein Foul des bereits verwarnten Augsburgers Steve Mounie, der Jakov Medic mit dem Ellbogen im Gesicht traf. Der Verteidiger konnte nicht weiterspielen. "Ich denke, das wäre eine Gelb-Rote Karte gewesen", meinte Hecking, "dann hätten wir noch mal zehn Minuten die Chance gehabt, in Überzahl zu spielen." Medic wurde mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht, "eine Verletzung im Gesicht ist zu befürchten", so Hecking.
Nach couragiertem Start hatte sein Team das entscheidende Tor auf dem Silbertablett serviert: Nach einer unglücklichen Kopfballabwehr von Iwan Ordez kam Philipp Hofmann im eigenen Strafraum gegen Alexis Claude-Maurice zu spät und brachte ihn zu Fall. Tietz verwandelte souverän.
Quelle: sid/red