Das "Waldorf" lässt William Waldorf Astor in den New Yorker Himmel wachsen. Eröffnet wird es am 13. März 1893. Vier Jahre später lässt sein Cousin John Jacob Astor IV in unmittelbarer Nachbarschaft das "Astoria" bauen. Bald wird der Zwist beigelegt. Geboren ist das Waldorf-Astoria. So jedenfalls die Legende.
Geschäftliches Kalkül oder Rache
17 statt 13 Stockwerke, ein "Astoria" direkt neben dem "Waldorf", allerdings entworfen vom selben Architekten. Was stutzig macht, zumal bald auch derselbe Manager die Geschäfte führen wird. Was ist hier Wahrheit, was Legende? Die Amerikanistin Annabella Hüfler-Fick meint dazu:
"Es ist schon verräterisch, dass es doch sehr ebenerdig war beide Gebäude – es scheint von Beginn an der Gedanke zu sein, dass man da auf demselben Level arbeitet. Es wirkt eher, als wäre das mit Absicht passiert und nicht aus Rache."
Der Wandelgang der Reichen und Schönen
Im neuen Hotel gibt es den vielleicht berühmtesten Flur der Welt, die "Peacock Alley", also Pfauengasse: Hier flanieren die Reichen, Schönen und jeder, der gesehen werden will. In den Hotels kann nur übernachten, wer sich ein Zimmer mit dem damals absoluten Luxus Elektrizität, Telefon und eigenem Bad leisten kann.
Dass das Hotel in seinem zweiten Leben "Waldorf=Astoria" geschrieben wird, mit Gleichheitszeichen statt mit Bindestrich, soll jenen breiten Flur symbolisieren. Die beiden ursprünglichen Hotelbauten müssen bald einem neuen Gebäude der Superlative weichen: dem Empire State Building. Abriss des Hotels 1929, Neuanfang 1931 - dort, wo der markante Art Déco-Bau bis heute steht: in der Park Avenue.
Nicht alle Stars bekommen ein Zimmer
Marilyn Monroe lebt dort für fast ein Jahr, bis ihr das Geld ausgeht; die US-Präsidenten Herbert Hoover und Dwight D. Eisenhower sowie die Show-Legenden Cole Porter und Frank Sinatra bleiben deutlich länger.
Es gibt aber auch Zeiten, in denen nicht jeder Prominente als Gast willkommen ist. Die Sängerin Lena Horne etwa darf 1957 im Waldorf-Astoria zwar auftreten, das Livealbum landet sogar in den Charts. Übernachten darf sie nicht. Lena Horne ist schwarz, die Rassentrennung noch immer bittere Realität.
Verkauft an ein chinesisches Versicherungskonsortium
Die Hilton-Gruppe, die das New Yorker Haus schon seit 1972 besitzt, hat den Namen zur Marke gemacht - und den Bindestrich zur besseren Marktgängigkeit getilgt. Heute gibt es weltweit mehr als 30 Waldorf-Astorias: von Peking über Dubai bis nach Berlin. Das New Yorker Stammhaus wiederum hat man vor einigen Jahren an ein chinesisches Versicherungskonsortium verkauft. Seitdem wird renoviert, Neueröffnung wohl 2024.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Kerstin Hilt
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. März 2023 an Eröffnung des Waldorf-Hotels. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 14.03.2023: Vor 100 Jahren: Todestag Samuel Maharero, Führer des Herero-Aufstands.