Vincent van Gogh verkörpert wie kein Zweiter das Leiden des zu Lebzeiten verkannten Künstlers. Als der niederländische Maler 1890 stirbt, kennt ihn kaum jemand - nur ein Bild hat er bis dahin verkauft. Heute sind seine Gemälde Millionen wert. Sein Porträt prangt auf T-Shirts und Kaffeebechern, Kinofilme und Romane beschreiben sein kurzes, wildes Leben.
Dieses beginnt am 30. März 1853. Vincent Willem van Gogh wird als ältester Sohn eines Pfarrers in der niederländischen Gemeinde Zundert geboren. Seine ersten Berufsjahre verlaufen unstetig: Zunächst arbeitet er in der Kunsthandelsfirma seines Onkels, wird aber aufgrund seines mangelhaften Umgangs mit den Kunden entlassen.
Anschließend versucht sich van Gogh in England als Prediger und Lehrer. In Amsterdam studiert er Theologie, macht aber keinen Abschluss und geht 1878 als Hilfsprediger ins belgische Kohlerevier und hilft dort den Armen.
Maler mit Liebe zur Natur
Mit 27 Jahren schließlich beschließt van Gogh seiner Leidenschaft zu folgen und sein Leben der Kunst zu widmen. Gelernt hat der Niederländer das Malen nie. Mühsam bringt er sich die nötigen Grundtechniken selber bei.
In seinen Bildern zeigt sich die Liebe zur Natur: Er malt vorwiegend Landschaften, Felder und Dörfer. Aber auch die Welt der einfachen Menschen, also Bauern und Handwerker, dient ihm als Motiv. So auch bei dem Gemälde "Die Kartoffelesser" von 1885, das als sein erstes Hauptwerk gilt. Zwar werden dadurch einige Künstler auf van Gogh aufmerksam, der erhoffte Erfolg bleibt jedoch aus.
Im darauffolgenden Jahr zieht es van Gogh nach Paris, wo sein jüngerer Bruder Theo lebt. Der Kunsthändler ist nicht nur Vincents engster Vertrauter, er unterstützt seinen stets klammen Bruder auch finanziell. 600 Briefe schreibt Vincent an Theo: eindringliche Zeugnisse seines unglücklichen und rastlosen Lebens.
Van Gogh verliert Ohr und Verstand
1888 reist van Gogh weiter nach Arles, wo er zwei künstlerisch fruchtbare Jahre verbringt. Hier schafft er knapp 190 Gemälde, unter anderem die berühmten Sonnenblumenbilder. Doch hier bricht auch seine Krankheit aus. Ärzte stellen bei ihm schwere Wahnvorstellungen und Albträume fest, die ihn fortan immer mehr am freien Malen und Zeichnen hindern.
Nach einem Streit mit seinem Künstlerfreund Paul Gauguin schneidet sich van Gogh im Oktober 1888 einen Teil seines linken Ohrs ab. Nach der Verzweiflungstat wird er in eine Nervenheilanstalt eingeliefert. Während seines Aufenthalts führt er seine Arbeit teilweise fort und malt mit der "Sternennacht" sein wohl beliebtestes und einflussreichstes Werk.
Die letzten Monate seines Lebens verbringt van Gogh in Auvers-sur-Oise bei Paris. Nachdem er weiterhin von Verzweiflung und Einsamkeit geplagt wird, begeht van Gogh Suizid, er schießt sich in die Brust. Der "Vater der modernen Malerei" stirbt mit nur 37 Jahren und hinterlässt mehr als 1.800 Gemälde und Zeichnungen. Seine letzten Worte: "Die Traurigkeit wird ewig dauern."
Autorin des Hörfunkbeitrags: Hildburg Heider
Redaktion: Matti Hesse
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