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Diego de Landa, Bischof von Yucatán

12. Juli 1562 - Bischof Diego de Landa ordnet Verbrennung der Maya-Schriften an

Stand: 04.07.2022, 09:28 Uhr

Im 16. Jahrhundert erobern die Spanier das Maya-Reich in Mittelamerika. Sie wollen die Bevölkerung zum Christentum bekehren und zerstören dafür deren Kultur. Besonders eifrig ist der christliche Missionar Diego de Landa.

Die Zwangschristianisierung der "Neuen Welt" ist vom ersten Tag an menschenverachtend und brutal. Einer der europäischen Akteure, der spanische Franziskanerpater Diego de Landa, räumt zwar ein, dass die Indios "mit Unrecht, Drangsalen und schlechten Beispielen heimgesucht" worden seien. Er sieht darin aber kein Problem:

"Sie sind durch die Anwesenheit unserer spanischen Nation zu jenen Gütern gelangt, die man nicht kaufen oder verdienen kann, nämlich Gerechtigkeit, Christentum und Frieden." Diego de Landa

Der 1524 in Kastilien geborene Diego de Landa stammt aus einer Adelsfamilie. Mit 25 Jahren wird er zum Priester geweiht. 1549 landet er an der Küste der Halbinsel Yucatán am Golf von Mexiko. Bald darauf leitet er das Franziskanerkonvent in San Antonio des Izamal. Dort lässt er auf den Ruinen der alten Maya-Stadt ein großes Kloster errichten.

Ausgepeitscht und kahl geschoren

Auf seinen Missionsreisen durch Yucatán studiert de Landa die Sitten der Maya und ihre Sprache. Er pflegt regen Kontakt zur Oberschicht und hält die Indios für zivilisiert - bis auf deren Götter und Riten. Auch das Verbrennen von Tabak oder die Opferung von Speisen findet er primitiv. Abstoßend sind für ihn die Eigenblut-Opfer, bei denen Körperteile wie Zunge, Wange und Ohren durchbohrt werden.

Als de Landa mit seiner Missionierung nicht vorankommt, will er ein Exempel statuieren. Am 12. Juli 1562 ordnet er die Verbrennung der Schriftrollen der Maya an. Jene Indios, die ihrem Glauben nicht abschwören wollen, werden ausgepeitscht, kahl geschoren und zum Tragen von Büßermützen gezwungen.

Diego de Landa verbrennt die Maya-Schriften (am 12.07.1562)

WDR ZeitZeichen 12.07.2022 15:01 Min. Verfügbar bis 12.07.2099 WDR 5


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Ausführliche Rechtfertigung

Doch die Aktion stößt bei der spanischen Amtskirche in Yucatán auf Ablehnung. Es geht ihr dabei allerdings nicht um die Maya und deren Kultur. Sie fürchtet vielmehr einen wachsenden Einfluss der Franziskaner und wirft de Landa vor, sich die Befugnisse eines Bischofs angemaßt zu haben. 1563, ein Jahr nach der Schriftenverbrennung, muss sich Diego de Landa in Spanien einem Gerichtsprozess stellen.

Sechs Jahre dauert es, bis de Landa freigesprochen wird. In dieser Zeit schreibt er eine Rechtfertigungsschrift mit dem Titel "Bericht über die Dinge von Yucatán". Darin fügt de Landa nicht nur viele Informationen über das Leben der Maya ein, sondern erklärt auch ihren Kalender und ihr Zahlensystem.

Der Zerstörer als Bewahrer

Er dokumentiert auch die Schrift der Maya. Allerdings gelten seine Notizen lange als unbrauchbar. Erst in den 1950er-Jahren stellt sich heraus: Die Maya hatten eine Silbenschrift, der Europäer de Landa aber kannte nur Alphabetschriften, weshalb er die Schriftzeichen der Maya falsch interpretiert. Seit der Aufklärung dieses Missverständnisses gilt Diego de Landas Schrift absurderweise als Schlüsseldokument für die Übersetzung der wenigen verbliebenen alten Maya-Schriften, die seiner Zerstörungswut entgingen.

Nach seinem Prozess kehrt de Landa 1573 nach Yucatán zurück und wird zum Bischof ernannt. Er stirbt 1579 in Merida.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Maren Gottschalk
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Juli 2022 an Diego de Landas Anordnung zur Verbrennung der Maya-Schriften. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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