Geboren wird Monika Mann am 7. Juni 1910 in München. In den ersten vier Jahren führt ihre Mutter Katia noch das "Monika-Büchlein". Darin schildert sie liebevoll die Entwicklung ihrer Tochter, auch ihren frühen "Eigensinn".
Später kommt sie in den Briefen ihrer Mutter nicht mehr so gut weg: "Ihr bekommt ja leider das Elternhaus erfahrungsgemäß nicht", klagt Katia Mann über ihre 24-jährige Tochter, die nicht einmal das Abitur geschafft hat. Monika plündere die Speisekammer, sei gewohnt dumpfwunderlich und teilnahmslos.
Ehe statt Karriere
Das vierte von sechs Kindern avanciert zum "schwarzen Schaf" der Nobelpreisträger-Familie, auf Familienfotos steht sie meist am Rand. Nur ihr Talent für das Klavierspiel gibt zunächst Grund zur Hoffnung auf eine angemessene Karriere. Sie beginnt in Florenz ein privates Studium bei dem Komponisten Luigi Dallapiccola.
Doch Monikas Talent reicht nicht zur Konzertpianistin. Den intellektuellen Eltern scheint eine standesgemäße Heirat der einzige Ausweg. Der erste ernst zu nehmende Kandidat ist der ungarische Kunsthistoriker Jenö Lányi, der auch Monikas Ansehen innerhalb der Familie verbessert.
"Wenn ein Mensch von artigem Niveau, wie der Lányi, ihr mit so schwärmerischer Treue ergeben ist, muss überhaupt etwas an ihr dran sein", schreibt Bruder Klaus den Eltern, die sich bereits in die USA abgesetzt haben. "
"Gerettet und geschlagen zugleich"
Im Frühjahr 1939 heiraten Jenö Lányi und Monika Mann in London. Als das Paar nach Kanada ausreisen will, wird ihr Fluchtschiff von einem deutschen U-Boot torpediert – und Jenö Lányi ertrinkt vor Monika Manns Augen.
Die junge Witwe zieht zur ihren Eltern in die USA und fällt in tiefe Trauer: "Ich hatte das untrügliche Empfinden, dass ich gerettet und geschlagen zugleich war – eine grausame Zerreißprobe."
Das anfängliche Mitleid der Familie verfliegt rasch. "Das Zusammenleben mit dem egozentrischen, verstiegenen, narzisstischen, dabei oft sonderbar aggressiven und ungnädigen Geschöpf hat etwas Trostloses", notiert Mutter Katia einmal in ihrer gewohnt schroffen Art.
Spätes Glück auf Capri
Erst mit ihrer Rückkehr nach Europa in den 1950er Jahren findet Monika Mann wieder zu sich. Sie heiratet – von ihrer Familie als nicht standesgemäß belächelt – den italienischen Maurer und Fischer Antonio Spadaro auf der Ferieninsel Capri. Mit der Liebe wird für Monika Mann das Schreiben und Publizieren immer wichtiger.
Ihr autobiografisches Buch "Vergangenes und Gegenwärtiges" erscheint 1956, ein Jahr nach dem Tod des dominanten Vaters. Sie macht sich als Feuilletonistin einen Namen und bezeichnet sich selbstironisch als literarische "Kleinkrämerin".
Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Monika Mann Capri und verbringt ihren Lebensabend in Deutschland – immer noch im Unfrieden mit den noch lebenden Geschwistern. Sie stirbt am 17. März 1992 in Leverkusen.
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Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vormweg
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. März 2022 an Monika Mann. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 18.03.2022: 100 Jahren: Geburtstag Egon Bahr