Es ist ein Monumentalwerk, das der französische Autor Marcel Proust hinterlassen hat: Mehrere Tausend Seiten verteilt auf sieben Einzelbände, das ist "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". Wenige Seiten daraus haben es zu fast schon klischeehafter Berühmtheit gebracht: Ausgiebigst lotet der Ich-Erzähler aus, welches Feuerwerk der Erinnerung ein in Tee getunktes Gebäckstück auslöst. Die Madeleine wurde zum Inbegriff der Erfahrung, dass Dingliches und Sinnliches die Tür zur Vergangenheit schlagartig aufreißen können. Das komplette Jahrhundertwerk beschäftigt seit seinem Erscheinen zwischen 1913 und 1927 mit seiner Vielschichtigkeit ganze Generationen von Lesenden und Forschenden.
Die großbürgerliche Herkunft
Prousts "Recherche", wie sein Hauptwerk in Anknüpfung an den Originaltitel "Á la recherche du temps perdu" auch kurz genannt wird, spielt in der gehobenen Gesellschaft, der er selbst entstammt: Am 10. Juli 1871 wird er in Paris geboren. Sein katholischer Vater ist Arzt, seine jüdische Mutter kommt aus einer Bankiersfamilie. Marcels Kindheits- und Jugenderinnerungen bilden die Grundlage seines Romanwerks. Dazu gehören Ferienaufenthalte auf dem Land bei Paris oder in Seebädern der Normandie.
Prousts Homosexualität
Homosexualität und Judentum spielen bei Proust eine große Rolle. Offen schwul lebt Proust nicht, wegen einer Anspielung auf seine Homosexualität duelliert er sich sogar. In seinen Chauffeur Alfred Agostinelli ist Proust wohl verliebt. Der Mechaniker zieht mit seiner Verlobten sogar zu Proust und wird zum Sekretär des Dichters.
Die letzten Lebensjahre mit Céleste
Als Agostinelli 1914 durch einen Flugzeugabsturz stirbt, fällt Proust in eine tiefe Depression. In dieser Krise wird die Haushälterin Céleste Albaret zur engsten Vertrauten und Mitarbeiterin: Fast neun Jahre lang ist sie an seiner Seite, bereit für Handreichungen, Botengänge, Hilfe jedweder Art.
Prousts Lebenszeit endet am 18. November 1922 in Paris, er stirbt im Alter von nur 51 Jahren. Sein Romanmonument endet mit der Erkenntnis, "dass das Kunstwerk das einzige Mittel ist, die verlorene Zeit wiederzufinden."
Autorin des Hörfunkbeitrags: Sabine Mann
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. November 2022 an den Todestag von Marcel Proust. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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