Lange sieht es so aus, als würde Giuseppe Garibaldi wie sein Vater ein Seemann werden. "Das, was ich als Kind am besten konnte, war schwimmen", erinnert er sich später einmal.
Doch dann stoßen dem jungen Garibaldi die fremden Machthaber in seiner Heimat auf. Die Österreicher, Bourbonen, Franzosen und der römische Kirchenstaat unterdrücken in seinen Augen das italienische Volk.
Garibaldi schließt sich einer Bewegung von Giuseppe Mazzini an. Ihr Ziel: Italien durch eine Revolution von unten einen. Das geht zunächst schief. Nach einem missglückten Aufstand muss Garibaldi nach Südamerika fliehen.
Verteidigung der Römischen Republik
Dort kämpft er weiterhin für "Freiheit und Republik". "Er spielt wie üblich die Rolle des militärischen Leaders und nach allem, was wir wissen, spielt er sie sehr gut", sagt Volker Reinhardt, Historiker in Freiburg (Schweiz).
Als in Europa 1848 ein revolutionärer Sturm heraufzieht, kehrt Garibaldi zurück. Mit einer Schar von Freiwilligen wirft er sich in die Schlacht um Rom, wo eine Republik ausgerufen wurde.
Doch gegen die mächtigen anrückenden französischen Truppen, die dem zuvor geflohenen Papst zur Hilfe eilen, haben Garibaldis Leute keine Chance.
Die Einheit von "oben" und "unten"
Garibaldi flieht erneut ins Ausland und zieht sich nach seiner Rückkehr für einige Jahre auf die Insel Caprera vor der Küste Sardiniens zurück. Dann will Piemonts Ministerpräsident Camillo Benso von Cavour ebenfalls die Einheit voranbringen.
Dazu braucht er im Süden "handfeste Unterstützung". Der charismatische Garibaldi scheint der richtige Mann für die Mission. Mit tausend Freiwilligen segelt der Freiheitskämpfer im Mai 1860 Richtung Sizilien.
Schon wenige Tage später überraschen Garibaldis Truppen die Bourbonen, die ihnen eigentlich haushoch überlegen sind. Dabei kommt Garibaldi seine Erfahrung als Guerillakämpfer in Südamerika zugute. Der "Zug der Tausend" wird Garibaldis Triumphzug, die Bourbonen müssen sich geschlagen geben.
Geeint, aber nur wenige haben das Sagen
Doch nicht genug: Garibaldi nimmt auch noch die Großstadt Neapel ein. Der Mythos um den Freiheitskämpfer und seinen Einsatz für die Risorgimento, die Einheit Italiens, breitet sich in ganz Europa aus.
Die weitere Geschichtsschreibung verläuft indes so gar nicht in seinem Sinne. Im 1861 ausgerufenen Königreich Italien liegt die ganze Macht in der Hand einer kleinen Oberschicht. "Weniger als zwei Prozent der Bevölkerung hatten Wahlrecht", so der Historiker Reinhardt.
Mit der nationalen Einheit verschwinden weder die sozialen Konflikte im Land noch Korruption und Misswirtschaft. Garibaldi ist vom neuen Italien enttäuscht. Der Held der italienischen Einigung zieht sich fast vollständig nach Caprera zurück, wo er am 2. Juni 1882 stirbt.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Edda Dammmüller
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Juni 1882 an Guiseppe Garibaldi. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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