Geboren wird der spätere Kaiser Caracalla 188 als Lucius Septimius Bassianus. Sein Vater Septimius Severus stammt aus Nordafrika, seine Mutter Julia Domna aus einer reichen syrischen Familie. 193 wird Septimius Severus zum Kaiser des Römischen Reiches.
Um seinen Machtanspruch zu festigen, gibt er sich als Adoptiv-Sohn des allseits vergöttlichten Kaisers Marc Aurel aus. Damit wird sein ältester Sohn und Nachfolger Caracalla 195 der Enkel eines Gottes und heißt fortan offiziell Marcus Aurelius Antoninus.
In die Geschichte wird er jedoch mit seinem Beinamen Caracalla eingehen, benannt nach dem langen Kapuzenmantel keltischer Soldaten. Den trägt Marcus Aurelius Antoninus nämlich lieber als die vornehme römische Toga.
Schwiegervater und Ehefrau beseitigt
Caracalla und sein jüngerer Bruder Geta werden von den Eltern früh auf die spätere Herrschaft vorbereitet. Sie lassen ihre Kindsköpfe auf Münzen prägen und machen sie zu kaiserlichen Mitregenten.
Wobei die Brüder nicht den besten Ruf im Reich genießen: "Sie schändeten Frauen, missbrauchten Knaben, veruntreuten Gelder und machten Gladiatoren und Wagenlenker zu ihren Gefährten", notiert der zeitgenössische Geschichtsschreiber Cassius Dio.
Als Caracalla die Tochter des mächtigen Prätorianer-Kommandanten seines Vaters heiraten muss, rebelliert er. Er lässt den Schwiegervater töten und verbannt die lästige Ehefrau. Dem eigenen Vater wird sein ältester Sohn und potenzieller Nachfolger allmählich gruselig. Er bindet Geta mehr in die kaiserlichen Geschäfte ein.
Auf Spott folgt Tod
Das wiederum kränkt Caracalla. Um nach den Tod des Vaters die Alleinherrschaft zu übernehmen, tötet Caracalla seinen Bruder in den Armen seiner Mutter. "Julia durfte ihren Sohn weder beweinen noch betrauern – sie wurde gezwungen, wie bei einem Glücksfall Freude zu zeigen und zu lachen", hält Cassius Dio fest.
Nun hat Caracalla niemanden mehr, der ihn kontrolliert und korrigiert. Das nährt seinen Größenwahn weiter, er hält sich für den wiedergeborenen Alexander den Großen. "Alexander-Narr", lästert Cassius Dio. Allerdings erst nach Tod des Kaisers. Zuvor wäre jede Kritik tödlich gewesen.
Denn Caracallas duldet keinen Widerspruch. Der Kaiser richtet in Alexandria ein Blutbad an, weil man dort über ihn gespottet haben soll. Es sei ganz und gar gleichgültig, wie viele Menschen den Tod fanden und wer diese waren, soll der Kaiser anschließend nach Rom gemeldet haben, denn alle hätten dieses Schicksal verdient.
Mord in der Pinkelpause
Schließlich setzt der zuvor treue Gefolgsmann Macrinus dem unberechenbaren Tyrannen ein Ende. Macrinus hört auf einem Feldzug Gerüchte, dass er in Rom als künftiger Kaiser im Gespräch sei. Wenn Caracalla davon erfährt, wird er ihn sofort töten. Daher muss Macrinius handeln.
Die Gelegenheit ergibt sich am 8. April 217. Als der Kaiser ein dringendes menschliches Bedürfnis erledigen will und alle Umstehenden sich demütig abwenden, stürzt der von Macrinus beauftragte Attentäter vor. Er rammt dem 29-jährigen Herrscher tödliche Dolchstiche in den Kapuzenmantel. Vier Tage später lässt sich Macrinus zum Kaiser ausrufen.
Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 8. April 2022 an den römischen Kaiser Caracalla. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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