9. Februar 1907 - Suffragetten demonstrieren in London für Frauenwahlrecht

Stand: 25.01.2022, 13:16 Uhr

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts dürfen in England nur Männer wählen. Das wollen die Suffragetten ändern: Sie kämpfen für das Wahlrecht von Frauen. 1907 findet die bis dahin größte Demonstration statt.

London, 9. Februar 1907: Es regnet wie aus Eimern. Trotzdem versammeln sich 3.000 Frauen aus rund 40 Organisationen. Sie formieren sich zur größten Frauenstimmrechts-Demonstration, die Großbritannien bisher erlebt hat. Drei Tage vor der Parlamentseröffnung pochen die sogenannten Suffragetten auf die Einführung des Frauenwahlrechts.

Organisiert hat die Demonstration Pippa Strachey. Dafür hat sie auf das Netzwerk ihrer Mutter zurückgegriffen, die auch Frauenrechtlerin ist. Pippa ist Mitglied in der "National Union of Women's Suffrage Societies" (NUWSS).

3.000 Suffragetten demonstrieren in London (am 09.02.1907) WDR ZeitZeichen 09.02.2022 14:53 Min. Verfügbar bis 10.02.2099 WDR 5

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Kundgebung im Hyde Park

Doch der "Mud March" ("Schlammmarsch") bleibt wirkungslos: König Eduard VII. geht in seiner Thronrede auf die Forderung nicht ein. Deshalb kommt es am 13. Februar zu Protestaktionen. Die Polizei verhaftet mehr als 50 Frauen. Darunter ist Emmeline Pankhurst, die den militanten Flügel der Bewegung mit der "Women's Social and Political Union" (WSPU) anführt.

1908 klagt Pankhursts Tochter Christabel die britische Regierung an, in der Frauenfrage demokratische Grundsätze zu missachten. Für die Wahlen im Jahr darauf verlangt sie ein gesetzlich verankertes Frauenwahlrecht. Es kommt zu einer Kundgebung im Londoner Hyde Park mit 250.000 Teilnehmerinnen.

Immer militanter

Als ihr Anliegen weiter ignoriert wird, setzen die Frauen auf immer militantere Aktionen: Sie ketten sich am Zaun vor dem englischen Parlament an, werfen Scheiben von Ministerien ein und sprengen das im Bau befindliche Landhaus des Schatzkanzlers in die Luft.

"Wir haben uns über viele Jahre lang geduldig Beleidigungen und tätlichen Angriffen ausgesetzt", erklärt Emmeline Pankhurst. Die Erfolglosigkeit friedlicher Mittel rechtfertige die begangenen Sachbeschädigungen: "Jeder Fortschritt im Hinblick auf die politische Freiheit der Menschen wurde durch Gewalttätigkeit und Zerstörung von Eigentum errungen."

Ziel 1928 erreicht

Der Staat lässt sich das nicht bieten: Viele Frauen werden inhaftiert. Da sie als politische Gefangene behandelt werden wollen, treten sie in den Hungerstreik. Die Behörden reagieren mit Zwangsernährung. Der Erste Weltkrieg setzt der Auseinandersetzung vorerst ein Ende.

Ein Teil der Suffragetten wandelt sich zu Patriotinnen, die sich in die Heimatfront einreihen. Die Kriegsgegnerinnen schließen sich der internationalen Frauenfriedensbewegung an. Nach dem Krieg kommt die Wende: Ab 1918 dürfen in England auch die Frauen wählen - wenn sie über 30 Jahre alt sind. Zehn Jahre später wird die Altersbeschränkung aufgehoben.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Geuer
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Februar 2022 an die Suffragetten-Demonstration in London. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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