"We all came out to Montreux … On the Lake Geneva shoreline. To make records with a mobile. We didn't have much time …" "Wir kamen nach Montreux am Ufer des Genfer Sees um Platten zu machen mit ’nem mobilen Studio wir hatten nicht viel Zeit."
Deep Purple auf dem Weg nach oben
Denn das "Mobile", das die Band von den schon damals sehr geschäftstüchtigen Rolling Stones gemietet hat, bietet zwar Aufnahmetechnik vom Feinsten, ist aber nicht gerade billig. Doch Deep Purple können sich das leisten. Ende 1971 sind sie nach einigen musikalischen Umwegen auf dem Weg nach ganz oben.
Steuern sparen und perfekte Akustik nutzen
Am 4. Dezember 1971 ist die Band also in Montreux, um eine neue Platte aufzunehmen. Klar: Um in der Schweiz Steuern zu sparen - aber auch, weil der Ballsaal des alten Casinos direkt am See berühmt ist für seine Akustik.
Auch Zappa weiß Montreux zu schätzen
Genau deshalb spielt hier an diesem Tag erst mal noch eine andere Band. Frank Zappa und seine "Mothers of Invention" sind zu der Zeit quasi der Gegenentwurf zum Geradeaus-Rock von Deep Purple: Hochkomplexe Stücke zwischen Jazz, Avantgarde und Dada.
Ein kleines "Puff" setzt die Decke in Brand
Während des Konzerts passiert es. "Da hat jemand ein kleines Feuerwerk – also wirklich: 'Pieks', so eine kleine Bombe, so: 'Puff!' – und das ging auf die Decke und platzt alles in Feuer. Das Gebäude ging in paar Minuten total weg … ", erinnert sich später Casino-Hausherr Claude Nobs.
Zappa und seine Roadies retten Menschenleben
Dank der besonnenen Reaktion Zappas und seiner Roadies, die mit einer Lautsprecherbox das riesige Fenster zertrümmern, um den 2.000 Besuchern einen Fluchtweg zu schaffen, kommt niemand zu schaden. Außer dem kompletten Gebäude und Zappas Anlage im Wert von 250.000 Dollar.
Aufnahmeort in "Smoke on the Water" aufgelöst
Mit dem Casino hatte sich auch der Aufnahmeort für Deep Purples Platte in "Smoke on the Water" aufgelöst. Aber auch hier kann "Funky Claude" Nobs, einflussreicher Chef des Montreux Jazz Festivals, helfen: Er bringt die Band im "Pavillon" unter, einem kleinen Theater in der Stadtmitte.
Mit vollem Körpereinsatz die Aufnahme gerettet
Dort verarbeiten Deep Purple das gerade Erlebte in Text und Musik. Recht lauter Musik übrigens, wie sich Bassist Roger Glover später erinnert: "Mit unserem Lärm brachten wir die ganze Stadt um den Schlaf. Und so stand sehr schnell die Polizei vor der Türe. Aber unsere Roadies ließen sie nicht herein. Sie hatten mit vollem Körpereinsatz die Türe verbarrikadiert. Und so wurden wir dann doch so gegen zwei Uhr am Morgen fertig. Es war auch genau dieser Aufnahmetake, der dann schließlich aufs Album kam…"
Ritchie Blackmore schuldet Beethoven viel Geld
Schließlich werden der Song und die LP "Machine Head" Megaseller und sichern der Band ihren Platz in der Rockgeschichte, – obwohl das berühmte Gitarrenriff ja eigentlich geklaut ist, wie Ritchie Blackmore später verrät. Aber eben gut geklaut: "Beethovens Fünfte! Spiel es rückwärts, tu noch was dazu – so bin ich drauf gekommen. Ich schulde ihm ’n Haufen Geld…"
Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Pfaff
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Dezember 2021 an die Entstehung des Deep Purple-Titels "Smoke on the Water". Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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