"Könige und Königinnen von Thailand waren immer in engem Kontakt mit der Bevölkerung", sagt Königin Sirikit. Sie und ihr Mann, König Bhumibol, hätten deshalb kaum ein Privatleben. "Wir sind für sie Vater und Mutter der Nation, darum verbringen wir selbstverständlich sehr viel Zeit mit den Menschen."
1932 haben Offiziere zwar die absolute Monarchie in einem Putsch abgeschafft und das Königtum auf repräsentative Aufgaben beschränkt. Doch durch eine geschickte PR-Kampagne gelingt es dem Königspaar nach der Krönung im Mai 1950, schnell an Einfluss zu gewinnen.
Königliche Wurzeln
"Im Denken der Thais symbolisiert und garantiert der König die kosmische Ordnung", erklärt Politikprofessor Marco Bünte von der Universität Erlangen-Nürnberg. "Er bringt durch seine moralische Integrität und Autorität und sein Charisma Ordnung in das Chaos des Irdischen."
Zu dieser Vorstellung passt die am 12. August 1932 in Bangkok geborene Diplomatentochter Sirikit ideal. Als Urenkelin des thailändischen Königs Chulalongkorn ist sie entfernt verwandt mit dem viereinhalb Jahre älteren Bhumibol. Die beiden lernen sich 1947 in Paris kennen. Im Jahr zuvor ist Bhumibol zum Anwärter auf den Königsthron geworden - nach dem überraschenden Tod seines älteren Bruders Ananda.
Karitativ engagiert
Nach der Hochzeit und der Krönung in Bangkok im Frühjahr 1950 geht das Paar zurück in die Schweiz, wo Bhumibol sein Studium abschließen soll. Sirikit steigt in dieser Zeit auf Bällen und Empfängen zum Liebling des internationalen Jetsets auf. Im April 1951 wird die erste Tochter geboren, im Dezember nimmt Bhumibol in Thailand seine Amtsgeschäfte auf.
Als er - wie die meisten thailändischen Männer - für 15 Tage in ein Kloster geht, übernimmt Sirikit offiziell seine Vertretung und erhält den Titel "Königin und Regentin". Ansonsten kümmert sie sich vor allem um soziale Projekte. Sie wird Präsidentin des thailändischen Roten Kreuzes und bemüht sich um den Ausgleich mit den Muslimen im Süden des buddhistischen Landes.
Wie Popstars bejubelt
Bei Besuchen in den thailändischen Provinzen lässt sich das Königspaar gern fotografieren: Bhumipol vorzugsweise in Gummistiefeln im Reisfeld, Sirikit im Gespräch mit der Landbevölkerung. Auf ihren Reisen durch Amerika und Europa werden die beiden wie Popstars bejubelt. Sirikit, die gern Haut-Couture-Roben trägt, wird von New Yorker Modejournalisten zur elegantesten Frau der Welt gekürt.
Politisch verhalten sich Sirikit und Bhumipol zwiespältig. Mal unterstützen sie die aufkommende Demokratiebewegung, mal stehen sie auf der Seite von Putschisten gegen die zivilen Regierungen.
Öffentliche Kritik verboten
2008 verstößt Sirikit gegen das Prinzip der Überparteilichkeit und besucht die Trauerfeier für eine getötete Aktivistin der sogenannten Gelbhemden, die sich als Royalisten verstehen. Das sorgt bei den "Rothemden", die von der Landbevölkerung unterstützt werden, für Ärger.
Öffentliche Kritik an ihr oder ihrem Mann ist allerdings tabu. Das Majestätsbeleidigungsgesetz sieht lange Haftstrafen vor. Ein thailändischer Rentner, der Sirikit in vier SMS beleidigt haben soll, wird dafür zu 20 Jahren Haft verurteilt. Seit dem Tod ihres Mannes 2016 trägt Sirikit den Titel Königinmutter. Ihr Sohn, der neue König, ist wegen seines schrillen Lebenswandels deutlich weniger beliebt als seine Eltern.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Christiane Kopka
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. August 2022 an die thailändische Königin Sirikit. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 13.08.2022: Vor 55 Jahren: Die Uraufführung des Films "Bonnie and Clyde"