Mit dem dramatischen Satz: "The enemy is near" – der Feind ist nah, führt Samuel Morse 1840 den amerikanischen Kongressabgeordneten seine Erfindung, den Telegrafen vor. Die Abgeordneten sind begeistert, doch nicht begeistert genug, um ihm 30.000 Dollar für eine erste Telegrafenstrecke zu bewilligen.
Neue Kommunikation mit Strichen und Punkten
Es braucht mehrere Jahre, Anläufe, Demonstrationen und Rückschläge, bis die US-Regierung in die neue Kommunikation mit Strichen und Punkten investiert. Erst 1844 wird die erste elektronische Nachricht mittels des von Samuel Morse entwickelten Alphabets übertragen.
Samuel F.B. Morse ist nicht der Erfinder der Telegrafie, aber seine Entwicklung die einfachste und kostengünstigste. Sie setzt sich weltweit durch, macht ihren Erfinder reich und revolutioniert die Kommunikation. Telegrafie ist der "Information Highway" des 19. Jahrhunderts. Entwickelt von einem Mann, der eigentlich für die Künste lebt, sein Geld mehr schlecht als Recht als Porträtmaler verdient und der erste Professor für Malerei und Bildhauerei in den USA wird.
Der Vater glaubt nicht an die Fähigkeiten des Sohnes
Sein Vater glaubt nicht so recht an die Fähigkeiten des Sohnes. Er macht sich schon früh Sorgen um den ältesten Sohn, schickt ihn auf Internate. Jedidiah Morse ist ein calvinistischer Geistlicher und Geograf, ein bekannter Mann zu seiner Zeit. Als streng, konservativ und gläubig wird er beschrieben.
Er möchte, dass Samuel Finley Morse eine Buchhandelslehre macht, um das Leben so kennenzulernen und um die Dinge so zu meistern, wie sich der Vater das vorstellt.
Andere Vorstellungen als der Vater
Finley, so wird er überall genannt, hat andere Vorstellungen. Er bittet um Geld für Brandy, Wein und Zigarren, macht auch Schulden. Für die Schule tut er nur das Nötigste, allein Malen interessiert ihn. Die ganze Freizeit wendet er dafür auf, verdient sich etwas Geld als Porträtmaler. Sein Lehrer wird der bekannte Historienmaler Washington Allston.
Ein Uhrwerk, eine Staffelei und ein Papierstreifen
Mitte der 1830er-Jahre erfährt Morse von den Versuchen Carl August von Steinheils, dem es gelungen ist, die elektrisch erzeugten Bewegungen von Magnetnadeln aufzuzeichnen. Endlich springt der Funke über. In seinem Atelier bastelt der Maler Morse aus einem alten Uhrwerk, einer Staffelei und Papierstreifen seinen ersten Morseapparat, den er in der Folge immer mehr verfeinert.
Zur Übermittlung entwickelt Morse einen binären Code aus Punkten und Strichen, wobei die am häufigsten benutzten Buchstaben die kürzesten Zeichen erhalten: Dieses benutzerfreundliche Morsealphabet wird seine genialste Erfindung.
Mit Hartnäckigkeit zum Siegeszug des Morsens
1837 schreibt der amerikanische Kongress eine optische Telegrafenlinie aus. Mit guter Lobbyarbeit und Hartnäckigkeit gelingt es Morse, den Politikern die Vorteile seiner andersgearteten Erfindung zu vermitteln. Am 1. Mai 1844 telegrafiert Morse die Nominierung von Henry Clay zum Präsidentschaftskandidaten aus Baltimore nach Washington; drei Wochen später wird der Kommunikationsweg offiziell eröffnet.
Danach ist der Siegeszug des Morsens nicht mehr aufzuhalten. Als Samuel F.B. Morse 1872 im Alter von fast 81 Jahren stirbt, sind Europa und Amerika bereits telegrafisch miteinander verbunden.
Autoren des Hörfunkbeitrags: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 02. April 2022 an Samuel Morse. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 03.04.2022: Vor 125 Jahren: Johannes Brahm stirbt in Wien.