Benigni hüpft auf die Bühne, springt in die Arme von Sophia Loren, die ihm die Trophäe überreicht. Es ist schon die dritte an diesem Abend, für den besten Auslandsfilm, als bester Schauspieler und die beste Musik.
In seinem notorisch schlechten Englisch, das Benigni auch ein wenig zu seinem Markenzeichen kultiviert, bedankt er sich und widmet den Preis denjenigen, um die es in diesem umstrittenen Film geht:
Ein Film über die Liebe und die Wirkung der Suggestion
Roberto Benigni führt in dem Film Regie, spielt die Hauptrolle und hat auch am Drehbuch der traurigen und zugleich schönen Geschichte von "Das Leben ist schön" mitgearbeitet: Ein Mann (gespielt von Benigni selbst) und sein Sohn werden gegen Ende des Zweiten Weltkriegs aus Italien in ein NS-Konzentrationslager deportiert.
Der Vater erzählt dem kleinen Jungen, alles sei nur ein Spiel, bei dem er einen Panzer gewinnen könnte, wenn er nur die Regeln genau befolgt. Ein Happy End gibt es zumindest für den Vater nicht. Es ist ein Film über die Liebe des Vaters sowie über die Wirkung von Suggestion, Humor und die Wirkung von Kunst.
Respektlosigkeit und zugleich Verbeugung
Joachim Manzin vom Italienischen Filmclub Düsseldorf tut sich "mit dem Film außerordentlich schwer, auf der einen Seite ist es eine Respektlosigkeit, auf der anderen Seite verbeugt er sich auch wiederum [...] vor den Opfern. Es ist beides und damit umzugehen, ist für mich nicht einfach."
Irmbert Schenk, Professor an der Universität Bremen, dagegen findet "Das Leben ist schön" sei ein notwendiger Film über die unvorstellbaren Schrecken der Shoa. Er sagt: "Dieser Film, denke ich, hat auf eine unglaublich eindrucksvolle Weise dieses Fenster auf andere Darstellungsweisen geöffnet, nämlich auch Darstellungsweisen, die jüngeren Menschen zugänglich sind, [...] eine Komödie mit tragikomischem Ausgang."
Das Konzentrationslager als Symbol
Roberto Benigni beruft sich darauf, dass der Auschwitz-Überlebende Schlomo Venezia ihn beraten hätte. Das Konzentrationslager sei zudem nur ein Symbol. Ein Komödiant versuche noch im schlimmsten Moment die Fantasie zu retten.
Geprägt von den alten Partisanen
Roberto Benigni wird am 27. Oktober 1952 in der Toskana in dem Örtchen Manciano la Misericordia bei Arezzo geboren. Vieles, was er in seiner Kindheit lernt, bestimmt sein Leben:
"Ich war nie in einer Partei und mein Vater auch nicht. Mehr als alles andere haben mich die alten Partisanen geprägt, in meinem Dorf, in meiner Familie. Für mich waren das Homerische Helden. Sie haben ihr Leben für unsere Freiheit riskiert! Alle waren links, auf eine sehr romantische Weise."
Lieber Zauberer-Gehilfe als Priester
Für kurze Zeit schlägt Benigni den Weg zum Priesteramt ein, verwirft die Idee aber, als er während einer großen Überschwemmung 1966 sieht, dass "die Geistlichen von trockener Stelle zu trockener Stelle hüpfen, damit ihre langen Soutanen nicht nass wurden. Da wurde ich lieber Gehilfe eines Zauberers im Zirkus."
Erklärer demokratischer Grundsätze
Priester ist Roberto also nicht geworden, aber inzwischen tritt er mit Lesungen der Zehn Gebote auf oder liest öffentlich die italienische Verfassung, einzelne Artikel immer wieder auf aktuelle Themen der Politik abgestimmt. Während die italienische Gesellschaft zu den politischen Rändern tendiert, hat sich der Satiriker zu einem verlässlichen Erklärer demokratischer Grundsätze entwickelt.
Bilder für die Kraft der Kunst und des Humors
In seinem Geburtsort Misericordia ist Roberto Benigni mit einer überlebensgroßen Statue bereits verewigt. Der Regisseur, Komiker, Rezitator, Star und die politisch-moralische Autorität, die so viele Bilder für die Kraft der Kunst und des Humors gefunden hat. Und auch Dantes Satz mit ganzer Überzeugung vorträgt:
Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. Oktober 2022 an den italienischen Schauspieler und Regisseur Roberto Benigni. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 28.10.2022: Vor 610 Jahren: Todestag der dänischen Königin Margarethe I.