In den 1970er-Jahren soll in der französischen Hauptstadt ein Museum für moderne Kunst entstehen, das Paris als Kunstmetropole auf eine Stufe mit New York stellt. Gemeinsam mit seinem britischen Kollegen Richard Rogers gewinnt der italienische Architekt Renzo Piano die Ausschreibung für das Centre Georges Pompidou mit einem Hightech-Entwurf. Für ihn stellt die Konstruktion ein Raumschiff dar, das mitten in der Stadt gelandet ist.
Die gesamte Infrastruktur wie Rolltreppen und Belüftungsanlagen ist nach außen verlegt, damit der Innenraum als "Markthalle der Kunst" möglichst viele Menschen anzieht. Die Rechnung geht auf: Das Centre Pompidou wird zum meistbesuchten Museum in Paris.
Architekt des Lichts
Geboren wird Renzo Piano am 14. September 1937 in Genua. Schon als Kind wird er von seinem Vater, der Bauunternehmer ist, auf Baustellen mitgenommen. Dort begreift Renzo, dass Bauen Kunst ist und beschließt, Architekt zu werden. Er studiert in Florenz und Mailand. Während des Studiums arbeitet er bei Louis Kahn in Philadelphia. Der renommierte US-Architekt postuliert: "Es gibt keinen Raum ohne Licht."
Das prägt Pianos Schaffen. Er fängt das Tageslicht ein und flutet mit ihm Räume. Es gelingt ihm, tonnenschwere Gebäude federleicht aussehen zu lassen. So wie das Centro Botín im spanischen Santander: Das Kulturzentrum scheint über dem Atlantik zu schweben. "In einem Museum ist das Licht besonders wichtig", so Piano. "Vor allem, dass das Licht von oben kommt." Es diene dazu, die Kunstwerke zu umfließen. "Seitliches Licht blendet."
Nicht nur Museen
Piano gestaltet unter anderem den Pavillon des Kimbell Art Museum in Forth Worth, den Cy Twombly Pavillon in Houston und das Zentrum Paul Klee in Bern. Aber Piano beschäftigt sich nicht nur mit Museen. Er baut nach der Wende auch einen Teil des Potsdamer Platzes in Berlin neu.
Von ihm stammt zudem der höchste Wolkenkratzer Europas: The Shard in London. Er hat außerdem das New York Times Building geschaffen, das Wissenschaftsmuseum NEMO in Amsterdam, ein Fußballstadion in Italien und ein Flughafenterminal in Osaka.
Noch immer beschäftigt
Als 2018 in Genua die Morandi-Brücke einstürzt und 43 Menschen sterben, baut der damals 81-jährige Architekt die Brücke in weniger als zwei Jahren wieder auf - ohne dafür ein Honorar zu verlangen. Renzo Piano könnte sich zur Ruhe setzen, als passionierter Segler auf dem Wasser unterwegs sein und sein Team arbeiten lassen. Doch das will er nicht.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Klasen
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. September 2022 an Renzo Piano. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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