Vielleicht ist weniger bekannt, dass René Goscinny auch dem furchtlosen Cowboy Lucky Luke die Worte in den Mund legt. Er steckt hinter Großwesir Isnogud, "der Kalif anstelle des Kalifen werden will", und hinter den Alltagsabenteuern des "Petit Nicolas", in Deutschland bekannt als "Der kleine Nick".
Als Kleinkind in ein fremdes Land
Renés Eltern Stanislaw und Anna sind jüdische Einwanderer aus Polen und der Ukraine. Kurz nach der Geburt des jüngeren Sohns nimmt der Vater einen Job in einem wieder neuen Land an – als Chemieingenieur in Buenos Aires. Der kleine René ist erst zwei Jahre alt und nimmt das fremde Land schnell als seine Heimat an.
Buchhaltung und die Liebe zum Zeichnen
1943 macht Goscinny als Klassenbester sein Abitur. Kurz darauf stirbt sein Vater. Der 17-jährige René muss den erstbesten Job annehmen, um Geld für die Familie zu verdienen. Er arbeitet in der Buchhaltung einer Kautschukfabrik. Und neben dem eher ungeliebten Job zeichnet er leidenschaftlich gerne.
Flucht in den Humor und die Zeichnungen
Der junge René flüchtet sich in den Humor und seine Zeichnungen. Als der Kautschukhersteller pleitegeht, sieht Goscinny das als Chance, seine Liebe zum Gemalten erstmals beruflich zu nutzen.
Nur ein mittelmäßiger Zeichner
René Goscinny lernt den Verleger Georges Troisfontaines kennen, der in Brüssel eine Agentur hat. Goscinnys Arbeitsproben begeistern Troisfontaines mit ihrem Humor. Da ist nur ein Haken:
Bei den Comics der Zeit stammen Text und Bild normalerweise aus einer Feder. Doch Goscinnys Zeichnungen sind nur mittelmäßig. Trotzdem bekommt er eine Anstellung in Troisfontaines' neuem Pariser Büro.
Goscinny und Uderzo finden sich
Wie es der Zufall will, fängt dort gleich zeitgleich ein schlaksiger Italo-Franzose an, der lieber zeichnet, als Geschichten zu schreiben: Albert Uderzo. Dieses Duo wird die Comic-Welt verändern.
Doch das muss erst einmal warten: Die Agentur "World Press Agency" fabriziert Comics und Illustrationen am Fließband und ist nicht wählerisch bei ihren Aufträgen. Die erste Zusammenarbeit von Uderzo und Goscinny ist eine Ratgeberkolumne für ein Frauenmagazin.
Lucky Luke und der kleine Nick
Goscinny arbeitet aber nicht nur mit Uderzo zusammen. Aus New Yorker Zeiten kennt er den belgischen Zeichner Morris – und der bittet ihn, Texte für seinen erfolgreichen Wildwest-Comic zu zeichnen.
Und mit dem Zeichner Jean-Jacques Sempé entwickelt er "Le petit Nicholas", in Deutschland bekannt als "Der kleine Nick". Mit seinem Arbeitgeber Troisfontaines allerdings zerstreitet sich Goscinny.
Die Gallier werden geboren
René Goscinny gründet mit Kollegen einen eigenen Verlag, startet die Zeitschrift "Pilote". Und in deren Pilot-Ausgabe erblickt dann auch sein berühmtester Held das Licht der Welt, gezeichnet von Albert Uderzo: Asterix, der Gallier.
Auf den Spuren Walt Disneys
Uderzo will Asterix als mächtigen Kraftprotz zeichnen. Aber Goscinny schwebt eher ein kleiner Wicht vor. Äußerlich ein Antiheld, dank Zaubertrank dann doch der Sieger in jedem Abenteuer.
Bald wird Asterix nicht nur gelesen, die Reihe wird auch als Trickfilm adaptiert. Goscinny ist endlich auf den Spuren seines Idols Walt Disney.
"Ich will Kalif sein anstelle des Kalifen..."
Neben Asterix betreut René Goscinny mit dem Zeichner Jean Tabary noch weitere Figuren. Zum Beispiel den hinterlistigen Großwesir Isnogud, der auf der Jagd nach seinem größten Traum doch immer wieder scheitert.
Herzinfarkt beim Kardiologen
Isnogud bleib Goscinnys letzter Erfolg, denn der Tod reißt ihn am 5. November 1977 überraschend mitten aus der Arbeit. Während eines Routinetests beim Kardiologen bricht er mit einem Herzinfarkt auf dem Trainingsrad zusammen.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Jana Fischer
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 05. November 2022 an den französischen Comicautor René Goscinny. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 06.11.2022: Vor 35 Jahren: Erste Verurteilung dank genetischen Fingerabdrucks.