Man nennt sie "Potsdams Eiserne Lady". "Die heilige Johanna der deutschen Einheit". Oder auch sehr beliebt: "Mutter Courage des Ostens".
Hans-Dieter Schütt, Journalist und Autor einer Regine-Hildebrandt-Biografie, sagt dazu: "Regine Hildebrandt war natürlich in einem ganz anderen Sinne Mutter Courage. Sie hat versucht, die eigenen Kinder und all die Menschen, für die sie sich eingesetzt hat, für einen Frieden zu retten, und zwar für einen sozialen Frieden."
Kritische Distanz zum SED-Regime
Nach dem Bau der Mauer im Sommer 1961 geht Hildebrandt auf kritische Distanz zum SED-Regime. Es gilt sich einzurichten, in einem Leben in der DDR. Freiräume zu suchen, wo immer möglich. Für sich, für ihren Mann, für die drei Kinder.
Den Mauerfall auf der Bornholmer Straße gefeiert
Als in Berlin am 9. November 1989 die Mauer fällt, feiert Familie Hildebrandt gerade den 18. Geburtstag ihres Sohnes. Später erzählt Regine Hildebrandt: "Und dann haben wir natürlich alle wieder aus dem Bett geholt und sind zur Bornholmer Straße hin, Himmel und Menschen da, und wir sind also da in dem Gewühle rüber, die Kinder haben wir überhaupt nicht mehr wieder gefunden, das war ohne Ausweis, ohne alles, gingen die Massen über die Bornholmer Straße, und es war fantastisch. Fantastisch. Fantastisch."
Massenarbeitslosigkeit statt blühender Landschaften
Nach der deutschen Wiedervereinigung wird Regine Hildebrandt Arbeits- und Sozialministerin im ersten Kabinett von Manfred Stolpe in Brandenburg.
Hildebrandt kämpft um soziale Gerechtigkeit für die Menschen im Osten. Oft vergeblich. Statt blühender Landschaften, von denen Helmut Kohl träumt, gibt es Massenarbeitslosigkeit und zunehmende Armut.
Politik mit Pragmatismus und Empathie
Preußische Disziplin. Protestantisches Arbeitsethos. Pragmatismus. Empathie. Wenn Regine Hildebrandt Termine wahrnimmt, dann blendet sie alles andere aus.
Besucht sie eine Obdachlosenunterkunft, hört sie den Menschen dort zu. Ist sie in einer Kita, hat sie Spaß, den Kindern beim Tanzen und Singen zuzuschauen.
Offener Umgang mit der Krebsdiagnose
1996 wird bei Regine Hildebrandt Krebs diagnostiziert. Sie macht ihre Erkrankung öffentlich. Und arbeitet weiter als Ministerin wie bisher.
Parteipolitisches Engagement bis zum Tod
1999 tritt Regine Hildebrandt von ihrem bereits gewonnen SPD-Landtagsmandat zurück. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe will in seiner zweiten Amtszeit mit der CDU koalieren. Hildebrandt macht keine Kompromisse. Zu oft hatte die CDU ihre Arbeit als Arbeits- und Sozialministerin boykottiert.
Regine Hildebrandt engagiert sich weiter parteipolitisch für die SPD. Bis zu ihrem Tod am 26. November 2001.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. November 2021 an den Todestag der Politikerin Regine Hildebrandt. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 27.11.2021: Vor 1510 Jahren: Todestag Chlodwig I. Gründer des fränkischen Reichs