8. Januar 1198 - Wahl von Papst Innozenz III.

Mit nur 37 Jahren gewählt, wird Innozenz III. zum vielleicht mächtigsten Papst des Mittelalters. Er legt Bestimmungen fest, die bis heute gelten - und stellt klar: Der Papst steht über Königen und Kaisern.

Als der gerade einmal 37 Jahre Lotario di Segni am 8. Januar 1198 zum Papst gewählt wird, soll der Dichter Walter von der Vogelweide ausgerufen haben: "Oh weh, der Papst ist zu jung! Hilf, Herr, Deiner Christenheit!".

Es hat zwar bereits durchaus jüngere Päpste gegeben, dennoch wird dieser neue oberste Priester von vielen Zeitgenossen nicht für voll genommen. In der Rolle des hoffnungslos Unterschätzten wird er zum vielleicht mächtigsten Papst des Mittelalters.

Der mächtigste Papst: Innozenz III. (gewählt am 08.01.1198) WDR ZeitZeichen 08.01.2023 14:54 Min. Verfügbar bis 08.01.2099 WDR 5

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Schon bei seiner Krönungszeremonie trägt Innozenz nicht nur Zepter, Schwert und Krone, sondern auch die Weltkugel. Das Zeichen ist klar: Auf diesem Felsen ruht nicht nur die Kirche, auf diesem Felsen ruht die Welt!

Dabei will Innozenz III. nicht nur Felsen sein, er macht damit seiner Kirche und aller Welt klar: Ich bin nicht nur der Nachfolger des großen Apostels, in bin der "Vicarius Christi", der Stellvertreter Christi auf Erden!

Neben großer Intelligenz verfügt das noch junge Kirchenoberhaupt auch über eine hohe Bildung, ein ausgeprägtes Talent und das dazu passende Selbstbewusstsein.

Macht des Papstes zementiert

Und Glück hat er auch: Das Kaisertum - üblicherweise Gegenspieler des Papsttums - befindet sich zu seiner Zeit im deutschen Thronstreit. Innozenz III. kann mitreden bei der Frage, wer auf dem deutschen Thron sitzen soll. Das macht es ihm leicht, die Macht des Papstamtes zu zementieren. Fortan gilt viele Jahrhunderte lang: Wenn in Rom der richtige Mann an der Spitze der Kirche thront, dann kommen kein Kaiser und kein König an ihm vorbei.

In nur wenigen Jahren verdoppelt Innozenz III. den Landbesitz der Kirche, führt einen Kreuzzug ins so genannte Heilige Land und verfolgt Häretiker, Abweichler von der kirchlichen Lehre.

Viertes Laterankonzil

Auch theologisch hat er einiges zu bieten: Im Jahre 1215 beruft er ein Konzil ein, das bis heute als das wichtigste des Mittelalters gilt. Jeder, der damals irgendetwas zu sagen hat, ist da. Neben Patriarchen, Bischöfen und Äbten ist auch die weltliche Seite vertreten - etwa der Kaiser von Konstantinopel, die Könige von Frankreich, England und Ungarn, Zypern und Jerusalem. Und sogar der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Friedrich II.

Bei diesem 4. Laterankonzil schreibt Innozenz III. Kirchenregeln und Grundsätze fest, die noch heute gelten. Etwa die berühmte Transsubstantiationslehre, nach der Brot und Wein in der Wandlung wirklich zu Leib und Blut Jesu Christi werden. Darüber hinaus bereitet Innozenz III. den Boden für die spätere Inquisition.

Autor des Hörfunkbeitrags: Wolfgang Meyer
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 08. Januar 2023 an die Wahl von Papst Innozenz III.

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