Moskau, 22. Juni 1941: Der Generalstabschef der Roten Armee, Georgi Schukow, wird um vier Uhr morgens in den Kreml zu Stalin beordert und erfährt: "Die deutsche Regierung hat uns den Krieg erklärt." Die Nationalsozialisten haben den Überfall auf die Sowjetunion im Geheimen schon lange geplant - unter dem Decknamen "Unternehmen Barbarossa".
Als Adolf Hitler den Angriff auf Moskau befiehlt, organisiert Schukow mit Erfolg die Verteidigung der russischen Hauptstadt. Daraufhin wird er Stalins Stellvertreter als Oberster Befehlshaber und zum Marschall der Sowjetunion ernannt. Schukow hat entscheidenden Anteil am Sieg im Großen Vaterländischen Krieg - wie der Zweite Weltkrieg in Russland bis heute heißt.
Stalins "Säuberungen" entkommen
Geboren wird Georgi Konstantinowitsch Schukow am 1. Dezember 1896 im russischen Strelkowka. Sein Vater ist Schuster, seine Mutter Feldarbeiterin. Georgi wird Kürschner und tritt im Ersten Weltkrieg mit 18 Jahren in die Armee des Zaren ein. Nach der Oktoberrevolution verpflichtet er sich für die Rote Armee.
Trotz seiner Einsätze im folgenden Bürgerkrieg steigt Schukow nur langsam auf. Das ist seine Rettung: 1938 lässt Stalin bei "Säuberungen" fast alle hohen Dienstgrade ermorden. Danach bietet sich Schukow die Chance zum Aufstieg. Er führt erfolgreich Schlachten im Winterkrieg 1939 zwischen Finnland und der Sowjetunion sowie gegen Japan.
Sieger von Stalingrad und Berlin
Nachdem er die Deutschen im Dezember 1941 vor Moskau gestoppt hat, erwartet Schukow, dass die Wehrmacht die Entscheidung in Stalingrad sucht. Tatsächlich wird die Industriestadt im Frühherbst 1942 angegriffen. Doch die Rote Armee hat sich längst vorbereitet und gewinnt den wochenlangen Straßenkampf.
Während seine Truppen die Angreifer zum Rückzug zwingen, bereitet Schukow die nächste Schlacht vor: den Kampf um Berlin. Seinen Männern gelingt es schließlich, die Rote Fahne auf das Reichstagsgebäude zu setzen. In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 lässt Schukow in Berlin die deutsche Delegation die bedingungslose Kapitulation unterschreiben.
Gefeiert, degradiert, rehabilitiert
Sechs Wochen später galoppiert Schukow bei der Siegesparade in Moskau auf einem Schimmel über den Roten Platz. Doch dann degradiert ihn Stalin. Der Vorwurf: Der General habe sich an deutschem Beutegut bereichert.
Nach ein paar Jahren wird er jedoch rehabilitiert und steigt erneut in das Zentralkomitee der KPdSU auf. Georgi Schukow stirbt am 18. Juni 1974 in Moskau und erhält ein Ehrengrab an der Kremlmauer.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. Dezember 2021 an Georgi Schukow. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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