Markus Lüpertz ist Maler und Bildhauer. Aber er schreibt auch Gedichte. Und macht Jazz-Musik. Und wahrscheinlich ist er der bestgekleidete Künstler der Gegenwart: ein redegewandter Gentleman und Dandy mit weißem Kinnbart und Hut samt Gehstock mit Silberknauf.
Mit diesem Outfit verschafft sich Lüpertz das Image eines etwas aus der Zeit gefallenen "Malerfürsten". Zweifellos ist er einer der wichtigsten Künstler seiner Generation.
Wegen Talentlosigkeit entlassen
Geboren wird Lüpertz am 25. April 1941 in Liberec (Reichenberg) in der Tschechoslowakei. 1948 übersiedelt er mit seiner Familie nach Rheydt bei Mönchengladbach. Die dort vom Vater betriebene Weberei geht schnell pleite, die Eltern können die Kosten für das Gymnasium ihres Sohnes nicht mehr zahlen. Mit 15 geht Lüpertz von zu Hause weg. Da ist ihm eigentlich schon klar, dass er Künstler werden will.
Zunächst malt Lüpertz Etiketten für Weinflaschen, wird aber wegen Talentlosigkeit entlassen. Mitte der 1950er Jahre arbeitet er als Kumpel unter Tage, später im Straßenbau. 1956 wird er Student an der Werkkunstschule in Krefeld, ein Semester lang ist er auch an der Kunstakademie Düsseldorf. Aber seine Bilder von Cowboys am Lagerfeuer kommen in Zeiten der Abstraktion nicht gut an. Eine Schlägerei führt schließlich zu seiner Entlassung.
Der einarmige Mozart
Aber Lüpertz arbeitet beharrlich an sich, hat Erfolg mit seinen Großformaten, die sich in neo-expressionistischer, farbintensiver Manier zum Teil in plakativen Symbolen wie Stahlhelm oder Adler mit der deutschen Geschichte befassen. 1986 kommt er als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf zurück, zwei Jahre später wird er Rektor. Das bleibt er 20 Jahre lang. In dieser Zeit gewinnt er unter anderem A. R. Penck, Jannis Kounellis, Rosemarie Trockel, Jeff Wall, Albert Oehlen, Peter Doig und Tony Cragg als Lehrer.
2005 wird auf dem Ursulinenplatz in Salzburg Lüpertz‘ Mozart-Statue enthüllt, 2014 in Bonn seine gewaltige Bronzeskulptur Ludwig van Beethovens. Beide Werke rufen wegen fehlender Porträtähnlichkeit heftige Kritik hervor. Lüpertz hingegen betont, er habe in den Werken vor allem seine Vorstellung von Genie zum Ausdruck bringen wollen. Einen fehlenden Arm bei Mozart erklärt er mit der Vorstellung, dass jedes Genie auch Gebrechen habe, über die er siegen müsse.
Heute hat Lüpertz Ateliers in Düsseldorf, in Brandenburg, in der Toskana und in Karlsruhe. Dort ist auch sein Hauptwohnsitz. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 25. April 2021 an Markus Lüpertz. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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