31. Oktober 1632 - Johannes Vermeer wird in Delft getauft

Johannes Vermeer malte bereits im 17. Jahrhundert erstaunlich selbstbewusste Frauen: mal lesend, mal musizierend, im Beruf oder mit dem berühmten Perlenohrring. Warum er das gemacht hat, weiß man nicht. Seine Biografie wirft genauso wie seine Werke bis heute viele Fragen auf.

Nur rund drei Dutzend Gemälde sind von Johannes Vermeer heute noch erhalten. Dennoch sorgen seine Werke – oder die angeblichen – noch immer für Schlagzeilen. Zuletzt räumte die National Gallery of Art in Washington ein, dass ein Vermeer zugerechnetes Bild in der Sammlung nicht von ihm stammt.

Kuratoren, Restauratoren und Wissenschaftlern hatten nach eingehender Prüfung entschieden: Das Bild "Mädchen mit Flöte" hat nicht der Meister des Barocks gemalt, sondern ein Künstler aus seinem Umkreis, der zwar mit der gleichen Technik arbeitete, aber diese wohl nicht so gut beherrschte.

Johannes Vermeer, niederl. Maler (Taufe, 31.10.1632) WDR ZeitZeichen 31.10.2022 14:55 Min. Verfügbar bis 31.10.2099 WDR 5

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Viele Fragen im Leben von Vermeer

Aber wenn Vermeer Schüler und eine Werkstatt unterhalten hat, war er womöglich kein so einsames – und auch mittelloses – Genie, wie bisher vermutet? Die wenigen historisch gesicherten Quellen über sein Leben geben keine Antworten. Zudem fehlen Selbstporträts, die Rückschlüsse auf sein Leben geben könnten.

"Was wir auf keinen Fall machen dürfen, ist, das, was wir auf seinen Bildern sehen, auf ihn zu übertragen", mahnt der Kunsthistoriker Jan Kelch. "Denn das hat häufig überhaupt nichts miteinander zu tun."

Bekannt ist, dass Johannes Vermeer am 31. Oktober 1632 im niederländischen Delft getauft wurde. Sein Vater war Kunsthändler und Gastwirt und so dürfte der junge Vermeer seine Kindheit in einem lebhaften Umfeld mit Wein, Weib, Gesang und reichlich Kunst verbracht haben.

Bedachte Pinselführung

Wahrscheinlich ist er auch bei einem Delfter Künstler in die Lehre gegangen. Zumindest lässt er sich 1653 in der Lukasgilde als ausgebildeter Künstler eintragen. Um dort aufgenommen zu werden, muss man eine sechsjährige Lehrzeit bei einem Maler nachweisen.

"Ansichten von Delft" von Johannes Vermeer | Bildquelle: akg-images / Erich Lessing

Johannes Vermeer wird in seiner Heimatstadt schon bald ein bekannter Maler, der aber wohl weitgehend ohne Aufträge arbeitet. Stattdessen widmet er sich voller Hingabe seinen Werken. "Wir wissen eben, dass er sehr langsam gearbeitet hat", sagt Jan Kelch. "Auch die Pinselführung, die Malweise, ist sehr bedacht, sehr sorgfältig."

Bilder der Ruhe

Was Vermeer am liebsten ausleuchtet, ist das Verborgene. Er lässt die Betrachter unbemerkt einen Raum betreten, in dem vorwiegend Frauen arbeiten, lesen, musizieren. Vermeer fängt ihre Tätigkeit ein und schafft zugleich Ruhe und Stille.

Ein Maler des Haushalts und der Muße, der sich auf das Wesentliche beschränkt: dort ein Vorhang, eine Schale, ein Buch am Boden. Vermeer deutet an, während seine Zeitgenossen noch Wimmelbilder voller Geschichten kreieren.

Das Bild "Brieflesendes Mädchen" von Johannes Vermeer | Bildquelle: akg-images

Vermeer habe seine Bilder nicht mit Bedeutung überladen, erklärt der Kunsthistoriker John Michael Montias. "Damit der Betrachter der Bedeutung selbst auf die Spur kommen kann."

Publikumsmagnet und Kinoheld

Trotz der gerahmten Kostbarkeiten soll Vermeer auf seinen Bildern sitzen geblieben und darüber depressiv geworden sein. "Wegen der großen Ausgaben für die Kinder, für die er keine eigenen Mittel mehr hatte", hielt seine Witwe fest, "verfiel er in eine solche Trübsal und Dekadenz, dass er in eineinhalb Tagen seine Gesundheit einbüßte und starb." Vermeer stirbt 1675 in Delft.

Heute sind seine Bilder viele Millionen Euro wert. Das Gemälde "Junge Frau am Virginal" wurde 2004 für knapp 25 Millionen Euro versteigert. Jede Ausstellung ist ein Garant für lange Schlangen. Sogar in die Kinos schafft es der niederländische Maler – mit einer fiktiven Geschichte über die Entstehung von seinem Bild "Das Mädchen mit dem Perlenohrring".

Autor des Hörfunkbeitrags: Jürgen Werth
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 31. Oktober 2022 an Johannes Vermeer. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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