Liesl Karlstadt wird am 12. Dezember 1892 als Elisabeth Wellano in München geboren. Ihre Vorfahren sind allesamt Bäcker und stammen aus Italien. Der Urgroßvater war in den Bayrischen Wald ausgewandert.
Begeisterung für die Volkssängerkultur
Wellano begeistert sich früh für die Volkssängerkultur in Münchener Spielhallen und Wirtshäusern. Sie versucht sich erfolgreich als Soubrette.
Karl Valentin entdeckt sie 1911, während er auf seinen Auftritt wartet und macht die junge Künstlerin mit dem komischen Talent zu seiner Partnerin. Auf der Bühne und auch im wirklichen Leben.
Elisabeth Wellano wird zu Liesl Karlstadt
Karl Valentin hat seine fehlende Hälfte gefunden und macht Elisabeth Wellano zu seinem Geschöpf. Er gibt der Münchnerin den Künstlernamen "Liesl Karlstadt".
Die beiden werden zum erfolgreichsten Komiker-Duo der 1920er-Jahre. Ihre Stücke entwickeln sie gemeinsam, wobei es Karl Valentin ist, der die Pointen bekommt. Liesl Karlstadt schreibt die Sketche auf, damit beim temporeichen Improvisieren kein Dialog verloren geht.
Selbstaufgabe für den hypochondrischen Partner
Die Arbeit bringt Liesl Karlstadt an die Grenzen ihrer Kräfte. Selbstlos kümmert sie sich um den hypochondrischen Valentin, der an zahlreichen Phobien leidet.
Valentin verlangt seiner Liesl alles ab, auch privat, denn sie ist seine Geliebte. Sie steht immer häufiger mit kaum zu ertragenden Magenschmerzen auf der Bühne und spielt jedes Mal bis zur Erschöpfung.
Jahrelanger Leidensweg für die Komödiantin
Eines Morgens nimmt die 43-Jährige ihre Katze und springt in die Isar. Ihr geliebtes Tier ertrinkt, Liesl Karlstadt wird gerettet und findet Hilfe in einer psychiatrischen Klinik.
Ein jahrelanger Leidensweg beginnt. Morgens steht sie unter Tränen auf, abends liefert sie glänzende Vorstellungen ab.
"Hilfstragetierführer" Gustav bei den Gebirgsjägern
Ausgebrannt und unter schweren Depressionen leidend zieht sich Karlstadt 1941 für zwei Jahre in die Tiroler Berge zurück und versorgt die Mulis der Gebirgsjäger.
Weil es eigentlich verboten ist, dass eine Frau mit den Soldaten in den Bergen lebt, führt sie mit ihren Kameraden und sich selbst als angeblicher "Hilfstragetierführer" Gustav eine Art Realtheater auf - fast wie in einem absurden Sketch mit Karl Valentin. In den kargen Bergen gesundet sie.
Erfolgreich auch ohne Karl Valentin
Nach dem Krieg spielt Liesl Karlstadt wieder Theater und steht Silvester 1947/48, nach sieben Jahren Pause auch mit Valentin wieder auf der Bühne. Aber nur kurz. Der große Humorist stirbt im Februar 1948.
Für Liesl Karlstadt erst mal ein Schock. Aber für sie geht es weiter. Sie ist gefragt, arbeitet für den Rundfunk, spielt kleinere Rollen in Kinofilmen, wird als beliebte Volksschauspielerin verehrt. Liesl Karlstadt hat es geschafft, neben ihrer Karriere mit Karl Valentin auch eine erfolgreiche Solokünstlerin zu werden.
Überraschender Tod in den Bergen
Im Sommer 1960 fährt sie mit ihrer Schwester nach Garmisch-Partenkirchen, geht rauf nach Ehrwald, wo sie mit den Maultieren und den Gebirgsjägern so glücklich gewesen war. Am nächsten Tag, am 27. Juli 1960, stirbt Liesl Karlstadt überraschend mit 67 Jahren an den Folgen eines Gehirnschlags.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Klasen
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Dezember 2022 an Liesl Karlstadt. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 13.12.2022: Vor 85 Jahren: Geburtstag des Lyrikers Robert Gernhardt.