Im 16. Jahrhundert erschüttern konfessionelle Bürgerkriege Frankreich. Zwischen 1562 und 1598 bringen insgesamt acht Religionskriege Tod und Verderben über das Land. Dabei kämpfen Katholiken gegen Protestanten, Franzosen gegen Franzosen. Wie fast überall in Europa hat die von Martin Luther und anderen angestoßene Reformation des Christentums auch in Frankreich immer mehr Zulauf gefunden.
Reformation gewinnt Anhänger
Doch Hassprediger und auch Papst Pius V. machen Stimmung gegen die Reformierten. Es kommt zu blutigen Übergriffen, auch Scheiterhaufen brennen. Dennoch gewinnt die Reformation auch in Frankreich immer mehr Anhänger. Admiral de Coligny und Heinrich von Navarra werden die Anführer der Hugenotten, wie sich die reformierten Christen nennen.
Um die Glaubensfeinde miteinander zu versöhnen, arrangiert Katharina von Medici, die Königsmutter und eigentliche Herrscherin über Frankreich, die Ehe zwischen Heinrich von Navarra und ihrer Tochter Margarete von Valois. Doch das Bündnis, das Frieden stiften soll, provoziert wenige Tage später das größte Massaker, das je Christen unter Christen angerichtet haben.
Blutige Bartholomäusnacht
Während der Hochzeitsfeierlichkeiten kommt es zu einem Mordkomplott gegen Coligny - und im weiteren Verlauf zur so genannten Bartholomäusnacht. Überall in Paris rotten sich die Menschen zusammen. Hass und Mordlust geraten außer Kontrolle. Im Königspalast, dem Louvre, muss Heinrich machtlos mitansehen, wie königliche Soldaten sein gesamtes Gefolge umbringen.
Etwa 15.000 Protestanten im ganzen Land werden ermordet. Zentrum und Fluchtpunkt für die Hugenotten werden befestigte Sicherheitsplätze wie etwa die Hafenstadt La Rochelle am Atlantik. Doch auch dort sind die Verfolgten nicht sicher.
Zuflucht in La Rochelle
Am 11. Februar 1573 beginnen die Truppen König Karls IX. die Belagerung der zur Festung ausgebauten Stadt. Rund 10.000 katholischen Soldaten stehen 1.500 Mann unter Waffen in La Rochelle gegenüber. Doch alle Versuche, die mächtigen Mauern und Türme einzunehmen scheitern.
Mehr als 30.000 Kanonenkugeln sollen auf La Rochelle niedergegangen sein. Auch Versuche, die Mauern zu erstürmen, schlagen fehl. Acht Mal wagen die Angreifer den Sturm auf die Stadt, doch die Linie der Verteidiger hält. Unter den Belagerern ist auch Heinrich von Navarra. Der war nach der Bartholomäusnacht festgenommen worden und musste sich entscheiden, zum Katholizismus zu konvertieren - oder zu sterben.
Neue Freiheiten im Edikt von Nantes
Im Juni 1573 endet die Belagerung. Heinrich von Navarra gelingt vier Jahre später die Flucht. Der Katholik wider Willen wird erneut zum Reformierten - und zum Anführer der Hugenotten.
Doch 1589 konvertiert er erneut. Denn nachdem König Karl IX. stirbt und Anjou, sein Bruder und Nachfolger ermordet wird, wird Heinrich von Navarra Thronfolger. Als König gewährt er "seinen" Hugenotten 1598 im Edikt von Nantes neue Freiheiten.
Doch die währen nicht lange. Heinrichs Nachfolger König Ludwig XIII. lässt die Hugenottenhochburg La Rochelle bei der zweiten Belagerung 1627 mit aller Brutalität angreifen und mehr als ein Jahr lang belagern.
Autor des Hörfunkbeitrags: Herwig Katzer
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. Februar 2023 an den Beginn der Belagerung von La Rochelle.
ZeitZeichen am 12.02.2023: Eisprozession auf dem zugefrorenen Bodensee