Wie eine gespannte Schnur liegt der Kanal von Korinth zwischen Peloponnes und dem Festland. Die künstliche Wasserstraße macht aus der südlichen Halbinsel Griechenlands eine Insel. Schiffen bleibt so ein Umweg von rund 400 Kilometern erspart.
Der Kanal von Korinth ist weder der älteste, noch der längste noch der am meisten befahrene künstliche Kanal, man denke nur an Suez und Panama. Und doch ist die Schneise durch den Isthmus von Korinth spektakulär. Eine schnurgerade Passage, die die Ägäis mit dem Saronischen Golf verbindet. Über sechs Kilometer fahren Segelboote, Fähren, kleine Frachter durch eine atemberaubende Felslandschaft.
Der Kanal ist einer Erfindung zu verdanken, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts explosionsartig Bahn bricht: Dynamit. Im Mai 1882 besorgt das Regierungsoberhaupt König Georg I. mit einer silbernen Schaufel den ersten Spatenstich; und seine Frau zündet die erste Dynamitmine. Den rund 2.500 Arbeitern stehen die besten Maschinen zur Verfügung, denn die Regierung will den Plan der Passage endlich verwirklicht sehen.
Epoche der großen Kanäle
Bereits Herrscher in der Antike wollten die Landbrücke zwischen Peloponnes und Festland zersägen. Doch entweder legen die Götter Veto ein oder der Kaiser wird gestürzt, wie im Falle des römischen Tyrannen Nero. Außerdem ist das 19. Jahrhundert eine Epoche der großen Kanäle. Der Suezkanal in Ägypten ist eröffnet und der Panamakanal zwischen Atlantik und Pazifik im Bau.
In Korinth liegen viele Hoffnungen auf der künftigen Kunstschneise. Sie solle die Wirtschaft in Schwung bringen und Geld in die Kassen spülen. Im Laufe der elfjährigen Bauzeit werden hunderttausende Kubikmeter Erde und Felsbrocken ausgehoben. Am 6. August 1893 ist es soweit: Mit Salutschüssen und Jubel passiert das erste Schiff den Kanal von Korinth. Die Hoffnung vom Profit erfüllt sich nicht, in Zeiten moderner Schiffe ist der Kanal zu eng und der Umweg von 400 Kilometern eher gering. Trotzdem ist der Kanal von Korinth eine Attraktion - bis heute.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Claudia Friedrich
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 06. August 2023 an die Eröffnung des Kanals von Korinth.
ZeitZeichen am 07.08.2023: Geburtstag des Dichters Joachim Ringelnatz