Dabei klingen seine auf dem Papier äußerst komplex erscheinenden Kompositionen in der Umsetzung wundervoll leicht. Auch dies macht die Werke bis heute hörenswert.
Deftige Lieder
Geboren wird Desprez um 1450 im Dörfchen Pres an der heutigen Grenze zwischen Frankreich und Belgien. Über sein Leben ist nur wenig bekannt. Vermutlich wird er in der Kathedrale von Cambrai ausgebildet. Von dort führt sein Weg als Sänger und Komponist an die Höfe Europas.
1477 erhält Desprez eine Anstellung beim Herzog René von Anjou in Aix-en-Provence. Aus dieser Zeit sind zahlreiche, teils deftige weltliche Lieder erhalten. Nach dem Tod des Herzogs kommt Desprez an den Hof Ludwigs XI. nach Paris. Dort knüpft er zahlreiche Kontakte und komponiert Vokalmusik für kirchliche Anlässe.
"Ich war hier"
1483 geht Desprez zu Kardinal Ascanio Sforza zunächst nach Mailand, dann noch Rom, wo er auch Sänger und Musiker von Papst Innozenz VIII. wird. Ab 1489 singt er bei Gottesdiensten – und verewigt sich mit einer Wandkritzelei in der Sixtinischen Kapelle.
Die Entstehungszeit vieler der Kompositionen von Desprez lässt sich nicht datieren. Doch zu Lebzeiten verbreiten sich die Werke schnell, auch dank der neuen Technik des Notendrucks. Desprez wird als "Fürst der Musik" und als "Wunder" gefeiert. Mit Leichtigkeit übertrifft er seine Kollegen, selbst bei den scheinbar einfachen, zweistimmigen Kompositionen.
Innovativ bis ins Alter
Am päpstlichen Hof bekommt Desprez als Altersvorsorge Pfründe zugesprochen. 1501 geht er wieder an den französischen Königshof nach Paris, wird aber schon zwei Jahre später vom Herzog von Ferrara als Kapellmeister abgeworben. Hier entstehen Meisterwerke wie die "Missa Hercules Dux Ferrariae" oder Motetten, die den Gehalt geistlicher Texte musikalisch innovativ auszudrücken verstehen.
Bis ins hohe Alter ist Desprez produktiv. Er stirbt am 27. August 1521 in der französischen Gemeinde Condé-sur-l’Escaut.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christian Kosfeld
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. August 2021 an Josquin Desprez. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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