Ende des 18. Jahrhunderts gibt es für Musiker verschiedene Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Das überlieferte Modell ist eine Anstellung bei Hof. Es gibt aber auch Vorläufer moderner Virtuosen, die von den Gagen ihrer Konzerte leben können. Zudem kann man in kapitalistischer Manier als Verleger und Manager sein Geld machen.
Der Pianist und Komponist Johann Ladislaus Dussek versucht sich auf allen drei Gebieten. Der Sohn eines Musiklehrers und einer Harfenistin, der am 12. Februar 1760 in Čáslav bei Prag geboren wird, ist so begabt, dass er seine Studien in Prag aufgibt und auf internationale Tourneen geht. Mit 19 gibt er sein erstes Konzert in den Niederlanden.
Affäre mit verheirateter Prinzessin
Konzerte bleiben nicht sein einziges Standbein. Er lässt sich beim polnisch-litauischen Fürsten Karol Stanisław Radziwiłł anstellen, der ein Schloss im heutigen Belarus hat. Doch Dussek verliebt sich in die Schwägerin des Fürsten, Prinzessin Sophie Friederike von Thurn und Taxis, und brennt mit ihr durch. Die Verbindung hält allerdings nicht lange.
Dussek geht nach London, wird Musikmanager und heiratet in ein Unternehmen ein. In den 1790er-Jahren ist er Teilhaber des Verlags Corri. In der britischen Hauptstadt trifft er auf Joseph Haydn, der an Dusseks Vater schreibt: "Ich schätze mich glücklich, Sie zu versichern, dass sie den rechtschaffendsten, gesittetsten, und in der Tonkunst vortrefflichsten Mann zum Sohn haben."
Essen, trinken, musizieren
Doch auch Dusseks Aufenthalt in England endet abrupt. Nach über zehn Jahren flieht er im Jahr 1800. Der Grund dafür ist nicht überliefert. Möglicherweise rechnet er nach dem Bankrott des Verlages mit einer Gefängnisstrafe. Dussek geht nach Hamburg, wo er die Nähe zu Prinz Louis Ferdinand sucht, einem Verwandten des preußischen Königs. Der Prinz - selbst Pianist und mit Beethoven in Kontakt - stellt Dussek ein.
Beide sind Lebemänner, die zusammen essen, trinken und musizieren. Als der Prinz 1806 im Krieg gegen Napoleon stirbt, schreibt Dussek eine Sonate für ihn. Der Komponist bleibt nicht lange arbeitslos. Er wird Privat-Kapellmeister beim vermögenden französischen Adligen Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord.
Dusseks Werke erscheinen oft in mehreren Ländern gleichzeitig. Doch viele Manuskripte gehen verloren, weil er sie im Original an die Verleger schickt. Das erklärt die begrenzte Wahrnehmung seines Schaffens nach seinem Tod am 20. März 1812 Saint-Germain-en-Laye. Hinzu kommt, dass er keine Sinfonien, Oratorien und Opern geschrieben hat, sondern Klavierkomponist war.
Autor des Hörfunkbeitrags: Christoph Vratz
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. März 2022 an der Pianisten und Komponisten Johann Ladislaus Dussek. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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