Jim Jarmusch wird am 22. Januar 1953 in Ohio geboren. Als Jugendlicher begeistert er sich für Beat-Poeten wie Jack Kerouac und William Burroughs, aber auch für französische Lyrik und Marcel Proust. Er studiert Literatur in Chicago und New York, spielt in Bands der Post-Punk und New Wave Szene.
Das Handwerk lernt er von Regisseuren wie Nicholas Ray und Wim Wenders. Als Studienabschluss dreht er mit Freunden "Permanent Vacation", das Porträt eines heimatlosen Jugendlichen in New York.
Frühzeitig seinen Stil gefunden
Schon mit diesem ersten, 1980 uraufgeführten Werk findet Jarmusch zu seinem unverwechselbaren Stil. Langsame Fahrten durch Straßen, statische Szenen-Einstellungen, knappe Dialoge, dazu coole New Wave- und Jazz-Sounds. Seine Filme entstehen nur mit einem Drehbuch-Gerüst.
In "Permanent Vacation" spielt auch Sara Driver mit. Seitdem sind sie und der Regisseur ein Paar. 1984 gelingt ihm mit "Stranger Than Paradise" der internationale Durchbruch, an den er zwei Jahre später mit "Down by Law" anknüpft.
Ein Drehbuch für Freunde
"Down by Law" ist eine Komödie, ein Märchen, ein Gefängnis- und Musikfilm. Das Drehbuch hat Jarmusch für Freunde geschrieben. Die Musiker John Lurie und Tom Waits verkörpern den kleinen Zuhälter Jack und den abgehalfterten DJ Zack, die im Knast von New Orleans landen.
Dazu kommt ein kauzig-komischer Italiener, gespielt von Roberto Benigni. Sie schlagen die Zeit tot, erzählen sich Geschichten, und Roberto zückt immer wieder seinen Notizblock mit Redewendungen.
Episoden in der Nacht
Jarmusch reist viel, erkundet Städte, ihre besondere Atmosphäre, ihren Sound. 1991 entsteht "Night on Earth", in Los Angeles, Paris, Rom, New York und Helsinki.
In jeder Episode begegnen sich zwei Menschen bei einer Taxifahrt: Winona Ryder kutschiert eine Casting Agentin durch Los Angeles, Armin Mueller-Stahl ist mit dem New Yorker Verkehr überfordert, Roberto Benigni bringt mit Sex-Geschichten einen Priester ins Grab. Und Isaach de Bankolé unterhält sich bei einer Nachtfahrt durch Paris mit der blinden Beatrice Dalle.
Ein uramerikanisches Genre neu erfunden
1995 erfindet Jarmusch ein uramerikanisches Film-Genre neu. Er dreht mit Stars wie Johnny Depp, Robert Mitchum und John Hurt den poetischen Anti-Western "Dead Man", wieder einmal in Schwarz-Weiß.
Von Hollywood hält Jim Jarmusch sich fern, er will unabhängig bleiben. Seine Filme sind erfolgreich, aber keine Blockbuster. Jedes Projekt ist ein Wagnis. In 40 Jahren dreht er 15 Filme.
Mafia, Zombies und ein dichtender Busfahrer
Mit Forest Whitaker als Killer "Ghost Dog" vermischt der Filmemacher die New Yorker Mafia, Zen-Philosophie und Hip Hop. Adam Driver lenkt in "Paterson" (2016) als dichtender Busfahrer seinen Linienbus durch eine Kleinstadt. Und 2019 kommentiert Jim Jarmusch mit einer absurden Zombie-Horrorkomödie mit Bill Murray die nahende Klimakatastrophe. Als Lebensmotto zitiert Jarmusch gern Oscar Wilde: "Das Leben ist zu wichtig, um ernst genommen zu werden". Für Adam Driver war die Arbeit mit Jarmusch ein Glücksfall:
Autor des Hörfunkbeitrags: Christian Kosfeld
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 22. Januar 2023 an Jim Jarmusch. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 23.01.2023: Vor 80 Jahren: Erster Auftritt von Duke Ellington in der Carnegie Hall.