Die Karriere des Komikers Jerry Lewis ist die Geschichte eines vermeintlichen Verlierers, der es zum Star bringt. Am 16. März 1926 wird er als Joseph Levitch in Newark/New Jersey geboren.
Seine Vorfahren sind jüdische Emigranten aus Russland. Künstlerisches Talent liegt in seinen Genen. Mutter Rachel spielt Klavier, Vater Daniel steht als Sänger auf der Bühne – gemeinsam touren sie durch Nachtklubs. Jerry begleitet die Eltern und ist fünf Jahre alt, als der Vater ihn eines Abends auf die Bühne ruft.
Geniale Verbindung zwischen Komiker und Schnulzensänger
Mitte der 1940er-Jahre kommt es zu einer geradezu schicksalhaften Begegnung. Der kauzige Komiker mit dem Bürstenschnitt trifft auf einen charmanten Schnulzensänger mit Stirnlocke und Sex-Appeal. Es ist Dean Martin, Sohn italienischer Einwanderer.
Rund zehn Jahre stehen die beiden als erfolgreichstes Comedy-Duo ihrer Zeit gemeinsam auf der Bühne und vor der Kamera. Jerry Lewis ist die Personifizierung des Lausejungen, der nie erwachsen werden möchte. Ein Clown, der stolpert, hinfällt und immer wieder aufsteht.
Das süße Leben schweißt zusammen
Die Gagen der beiden vervielfachen sich in kurzer Zeit. Ihre Shows laufen im Radio und werden landesweit im Fernsehen übertragen. Das süße Leben schweißt die beiden ungleichen Männer zusammen.
Doch dann beginnt es zwischen den Komödianten zu kriseln.
Harte Trennung und neuer Anfang
Es kommt zum Knall. Dean Martin und Jerry Lewis trennen sich Mitte der 1950er-Jahre und sprechen fortan nicht mehr miteinander. Jerry Lewis konzentriert sich auf seine Solo-Karriere und den Film, schreibt Drehbücher und befasst sich mit der Regiearbeit.
1960 entsteht die Filmkomödie "The Bellboy", "Hallo, Page". Jerry Lewis spielt die Hauptrolle und ist zudem für Drehbuch, Regie und Produktion verantwortlich. In dem Episodenfilm manövriert sich ein Hoteldiener fast wortlos von einer misslichen Situation in die nächste. Der Streifen ist eine Hommage an Stan Laurel. Lewis huldigt seinem Vorbild und Mentor.
Lange Pause nach einem Desaster
1972 wagt Jerry Lewis sich an ein Projekt, das durch sein Scheitern Filmgeschichte schreibt. Lewis dreht einen Holocaust-Film mit dem Titel "The Day The Clown Cried" ("Der Tag, an dem dem der Clown weinte"). Er selbst spielt einen deutschen Clown in einem Konzentrationslager, der jüdische Kinder zum Lachen bringt und in die Gaskammern begleitet.
Dieser Film wird nie gezeigt. Lewis schämt sich für seine Arbeit, hält den fast fertigen Film unter Verschluss. Die Idee, Komik und Holocaust zu verbinden, sei ihm entglitten, erklärt er später. Lewis zieht sich zurück. Erst 1983, rund zehn Jahre später, gibt es für ihn mit Martin Scorseses Film "The King of Comedy" ein Comeback auf der Kinoleinwand, an der Seite von Robert de Niro.
Bis zum Lebensende Dienst auf der Leinwand
2005 überreicht ihm Geraldine Chaplin, die Tochter seines großen Vorbilds Charlie Chaplin, die goldene Kamera für sein Lebenswerk. Jerry Lewis ist gerührt. Der einstige Tollpatsch vom Dienst ist bis zum Lebensende im Dienst und auf der Leinwand.
Ein knappes Jahr vor seinem Tod lässt der damals 90-Jährige einen Hollywood-Reporter auflaufen. Dieser möchte von ihm wissen, warum greise Künstler wie er immer noch arbeiten. Jerry Lewis antwortet lakonisch: "Weil wir es gut können."
Autorin des Hörfunkbeitrags: Steffi Tenhaven
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. August 2022 an den Schauspieler Jerry Lewis. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 21.08.2022: Vor 40 Jahren: Abzug der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO aus Beirut.