Es ist einer der bedeutendsten Zufallsfunde der Geschichte: Napoleons Truppen graben 1799 in Ägypten einen großen Stein mit verschiedenen Schriften aus: griechische Buchstaben, demotische Schrift und ägyptische Hieroglyphen.
Die mitreisenden Wissenschaftler vermuten, dass es sich um den gleichen Text in drei Sprachen handelt. Der "Stein von Rosette" könnte somit wichtige Hinweise für die Entschlüsselung der Hieroglyphen liefern. Die Nachricht löst in Westeuropa ein regelrechtes Ägypten-Fieber aus.
Leidenschaft für alte Sprachen
Auch Jean-François Champollion ist mehr als fasziniert von den alten Ägyptern. Der 1790 geborene Franzose besitzt zudem ein außerordentliches Talent für alte Sprachen. Er lernt schon als Kind Latein, Griechisch, Hebräisch, später kommen Arabisch, Syrisch und Koptisch hinzu.
Mit 19 Jahren wird er Professor für Alte Geschichte in Grenoble, seine Leidenschaft gilt Ägypten. Er saugt alles auf, was mit Hieroglyphen in Verbindung stehen könnte, schreibt sie ab und vergleicht die Entwicklung der einzelnen Symbole.
Als er eine Abschrift vom "Stein von Rosette" bekommt – das Original mussten die Franzosen den Engländern überlassen – beginnt er mit der akribischen Analyse der Zeichen.
Hieroglyphen sind nicht nur Symbole
Der Durchbruch gelingt Jean-François Champollion mit einem neuen Ansatz: Anders als alle anderen Wissenschaftler erkennt er, dass die Hieroglyphen keine reine Bilderschrift sind, sondern eine Mischung aus Laut- und Bilderschrift.
Denn auf dem "Stein von Rosette" ist die Hieroglyphen-Schrift etwa so lang wie der griechische Text, also scheint sie auch eine Buchstaben-Schrift zu sein. Zudem halten wohl einige Zeichen Laute der ägyptischen Sprache fest. Diese kann Champollion dank seiner Kenntnisse des Koptischen – der modernen Version der ägyptischen Sprache – zuordnen.
"Ich hab's geschafft!"
Den Schlüssel bilden Königsnamen wie Kleopatra und Ptolemäus, die er durch die Übersetzung identifizieren kann. Schließlich kann der oft mittellose und chronisch müde Forscher den gesamten Text auf dem Stein lesen. Am 17. September 1822 hat Jean-François Champollion das Rätsel der Hieroglyphen gelöst.
Angeblich ist er seinerzeit zu seinem Bruder gelaufen und hat gerufen: "Ich hab's geschafft!" Danach soll er einen Zusammenbruch erlitten haben und für mehrere Tage bewusstlos gewesen sein.
Neuer Zugang zum antiken Ägypten
Aber dank seiner Entschlüsselung kann nun das antike Ägypten aus den Texten neu erschlossen werden. Jean-François Champollion selbst reist dafür nach Italien und 1828 endlich nach Ägypten. Doch die intensive Arbeit hat ihn aufgerieben. Er stirbt mit 42 Jahren 1832 in Paris an einem Schlaganfall.
Autor des Hörfunkbeitrags: Ralph Erdenberger
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. September an Jean-Francois Champollion. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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