In dem Städtchen Hollister in Kalifornien treffen sich seit 1930 Motorradfahrer aus den ganzen USA zur „Gala Motorcycle Gypsy Tour“. Es ist eine mehrtägige Sause mit Motorradrennen, Parcours und allen möglichen Vergnügungen rund um den amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli. Die Party von 1947 geht als "Hollister Bash" oder "Hollister Riot" in die Geschichte ein und begründet das Image des Motorradfahrers als Outlaw.
"Chaos" in der Kleinstadt?
Am 3. Juli 1947 bollern die ersten Biker über die Hauptstraße von Hollister. Wofür der Ort berühmt oder besser berüchtigt wird, fasst der "San Francisco Chronicle" später so zusammen: "Chaos in Hollister: Der Ausbruch des Terrorismus, mit zertrümmerten Bars, aus Fenstern geworfenen Flaschen und Hochgeschwindigkeitsrennen auf den Straßen, geschah, als sich Teilnehmer der jährlichen Gypsy-Tour der American Cycling Association zu einem dreitägigen Treffen in Hollister zusammenfanden. An die 60 Personen wurden verletzt, drei davon schwer."
Glaubt man also den Zeitungen, herrschen in der Kleinstadt drei Tage Gewalt und anarchische Zustände. Einiges in den zeitgenössischen Medienberichte ist aber wohl übertrieben.
Hollywood greift das Thema auf
Marlon Brando (Bildmitte) in dem Hollywood-Film "The Wild One" von 1953
Der Ruf der Biker allerdings, darunter viele ehemalige Kriegsteilnehmer, ist ramponiert. Dazu trägt ein paar Jahre später auch Hollywood bei - mit Filmen wie "The Wild One" mit Marlon Brando als rebellischer Rocker. Der Film dramatisiert die Ereignisse von Hollister mit - für damalige Verhältnisse - schockierenden Szenen. Aggression, Frauen werden bedrängt, es gibt einen Toten.
Der "Hollister Bash" gilt als Geburtsstunde des Rocker-Mythos. Damals mischen Clubs mit, aus denen später die "Hells Angels" hervorgehen: die "Pissed off Bastards of Bloomington", die "Booze-Fighters" oder die "Motherfuckers". Clubs, die auf Randale aus sind und auf Gesetze und Regeln pfeifen.
Biker als Teil der "Counterculture"-Bewegung
Peter Fonda (l) und Dennis Hopper in dem Film "Easy Rider" von 1969
Protest, Revolte, Aufbruchstimmung – in den 1960er-Jahren geht die Jugend buchstäblich auf die Straße. Die Szene der Biker ist Teil dieser Bewegung. Auf der einen Seite schließt sich mancher Clubs wie den Hells Angels an, die sich 1948 gegründet haben. Der Rocker-Mythos wird Teil der Jugend- und Gegenkultur - unter anderem durch einen weiteren Film: "Easy Rider" von 1969.
Und in der Wirklichkeit entstehen weltweit Ableger der amerikanischen Motorrad-Gangs. Manche berüchtigte Gruppen nutzen den Rockermythos nur als Grundlage für ihre organisierte Kriminalität. Andere Motorradfahrer, die sich - ob mit oder ohne Club - als Rocker verstehen, pflegen eher unauffällig und ganz legal ihre Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, die Leidenschaft fürs Motorradfahren - und für ihre Maschine.
Autor des Hörfunkbeitrags: Herwig Katzer
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Juli 2022 an den sogenannten "Hollister Bash" von 1947. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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