Hoimar von Ditfurth ist am 15. Oktober 1921 in Berlin geboren. Sein Vater stammt aus einer national gesinnten, preußischen Adelsfamilie und muss sich nach dem Ersten Weltkrieg in der Weimarer Republik zu Recht finden. Als Bankangestellter kann er seine Familie mit Mühe und Not ernähren.
Bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist Hoimar zwölf Jahre alt. Dass er begeistertes Mitglied der Hitlerjugend wird, wirft er sich zeit seines Lebens vor.
Von der Front in den Hörsaal
1939 macht Ditfurth in Potsdam Abitur und beginnt ein Medizinstudium. Als er in die Wehrmacht eingezogen wird, muss er dies zunächst abbrechen. Anfang 1943 entsendet die Wehrmacht ihn aber zur Fortsetzung des Studiums nach Hamburg.
Hoimar von Ditfurth setzt 1943 seine begonnene Ausbildung zum Arzt fort und spezialisiert sich nach Kriegsende auf die Psychiatrie. Kenntnis der Medizin will er mit seinem Interesse an Psychologie verbinden.
Der Erklärer im Rundfunk
Hoimar von Ditfurth heiratet 1949 Heilwig von Raven. Sie bekommen vier Kinder. Er sucht unterdessen weiter nach einer Stelle, in der sein Forscherdrang und sein Talent gefragt sind. Sein Sohn Christian erzählt, der Vater sei neugierig "ohne Ende" gewesen. Er kann sich für alles, was er herausfindet und hinzulernt, begeistern und die Dinge erklären.
Diese Gabe entdecken Ende der 1960er-Jahre das Radio und dann das Fernsehen, zunächst in der ARD, später im ZDF. Ditfurths Sendung "Querschnitt", mit Co-Moderator Volker Arzt, ist ab 1971 die erste Wissenschaftssendung im deutschen Fernsehen.
Die Grenzen des Wachstums
Schon bald will Ditfurth über Themen der Naturwissenschaft nicht allein um der Erkenntnis willen sprechen, sondern um auf Gefahren für die Erde hinzuweisen. Das entspricht dem Geist der Zeit: Die Welt war 1972 aus den Träumen von Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder gerissen worden.
Der Club of Rome, eine Herrenrunde mit einer Frau, hatte erforscht, dass die Erde es nicht verträgt, wenn Menschen sich auf dauerndes Wirtschaftswachstum ausrichten. Der Weckruf hatte einen Namen: Die Grenzen des Wachstums.
Weiterbildung zum Experten für Chemie und Physik
Hoimar von Ditfurth bildet sich in eigenem Studium und Gesprächen mit Wissenschaftlern zu einem Experten für Physik und Chemie heran und denkt daher sogar weiter als der Club of Rome. Für ihn ist klar, was auf die Menschheit zukommt.
Er überlegt, was CO2 und industrielles Wachstum für die Welt bedeuten. Er zeigt damals schon in Modellen, was heute für viele Politiker offenbar ganz neu ist.
Engagement für Entspannungspolitik und gegen Nachrüstung
Die 1970er-Jahre sind aber auch die Phase des Kalten Krieges, der Aufrüstung mit Atomraketen. Geprägt von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges und überzeugt davon, dass auf die Vernunft der Menschen kein Verlass ist, engagiert Ditfurth sich auch für die Ostpolitik, die Entspannungspolitik, Friedenspolitik und gegen die Nachrüstung.
Hoffnung auf die Bewahrung des Lebens
Seiner eigenen Schwächen ist sich der Arzt, Naturwissenschaftler, der Erklärer des Urknalls, der Evolution sowie des Klimawandels bewusst. Angesichts der Unvollkommenheit der Menschheit hofft er, dass wenigstens das Leben auf der Erde bewahrt wird.
Im November 1989 stirbt Hoimar von Ditfurth mit 68 Jahren an Krebs. Er ist seiner Zeit mit seinen Erkenntnissen voraus – und er leidet darunter.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Irene Dänzer-Vanotti
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Oktober 2021 an Hoimar von Ditfurth. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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