23. Februar 2002 - Die Himmelsscheibe von Nebra wird beschlagnahmt

Stand: 14.02.2022, 12:17 Uhr

Sie gilt als älteste konkrete Sternenabbildung der Menschheitsgeschichte: Die Himmelsscheibe von Nebra hat großen historischen Wert. Ihre Entdeckung gleicht einem Krimi.

Im Sommer 1999 sind Raubgräber mit Metallsonden im Ziegelrodaer Forst in Sachsen-Anhalt unterwegs. Auf dem Mittelberg, einer Anhöhe bei der Stadt Nebra, schlagen die Sonden an. Eigentlich suchen die beiden Männer Militaria aus dem Zweiten Weltkrieg. Doch dann buddeln sie zwei Beile, einen Meißel, Fragmente von Armringen, zwei Bronzeschwerter und eine verkrustete Scheibe aus.

Die Hobby-Gräber verkaufen den Fund auf dem Schwarzmarkt. Ein Kölner Hehler zahlt dafür 32.000 Mark. Damit wird die Ablieferungspflicht verletzt: Die Entdeckung gehört nach dem Denkmalschutzgesetz dem Land Sachsen-Anhalt, da die ursprünglichen Eigentümer der Gegenstände nicht mehr zu ermitteln sind.

Beschlagnahmung der Himmelsscheibe von Nebra (am 23.02.2002) WDR ZeitZeichen 23.02.2022 14:19 Min. Verfügbar bis 24.02.2099 WDR 5

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Für eine Million Mark

Eine Hehler-Kette kommt in Gang. Schließlich bietet ein Händler den angeblich aus der Bronzezeit stammenden Hortfund an und schickt Fotos davon an Museen. Der Preis für das Ensemble beträgt jetzt eine Million Mark. Mitgeliefert wird eine grobe geografische Angabe zum Fundort: "in der Nähe des Kyffhäusers, Sachsen-Anhalt".

Angeboten wird der Fund auch dem Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte. Dessen Direktor benachrichtigt den zuständigen Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt, Harald Meller. Er entscheidet sich dagegen, den Fund anzukaufen. Schatz- und Raubgräberei soll nicht belohnt werden.

Landesarchäologe als Lockvogel

Doch die Scheibe interessiert Meller. Sie stellt auf den ersten Blick Gestirne dar. Darum meldet er sich zum Schein als Kaufinteressent - in Absprache mit der Polizei. Bei einem ersten Treffen am Niederrhein erklärt ihm eine blonde Frau Anfang 40, die Himmelsscheibe befinde sich im Ausland.

Am 23. Februar 2002 soll Meller die Scheibe zum ersten Mal sehen - in der Schweiz. Um elf Uhr trifft er im Hilton-Hotel in Basel die blonde Frau und einen grauhaarigen Herrn mit einer Tasche. Dieser zeigt Meller zunächst eines der Beile. Dann zieht er seinen Pullover hoch und holt die Himmelsscheibe hervor.

Zugriff in Basel

Nach dem Zugriff der Schweizer Polizeibeamten können die Raubgräber ermittelt und die Hehler-Kette offengelegt werden. Alle Angeklagten erhalten Haftstrafen auf Bewährung. Und es stellt sich heraus: Die die Bronze-Scheibe mit Gold-Einlagen ist ein prähistorischer Gegenstand der Bronzezeit, datiert auf die Zeit zwischen 1800 und 1600 vor Christus.

Sie zeigt das erste und älteste Himmelsbild, das bisher bekannt ist. Die UNESCO nimmt die Himmelsscheibe in das Welt-Dokumenten-Erbe auf. Ihr Standort ist heute das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle.

Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 23. Februar 2022 an die Beschlagnahmung der Himmelsscheibe von Nebra. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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