Geboren wird Henry als Heinz Alfred Kissinger am 27. Mai 1923 in Fürth. Als jüdisches Kind erlebt er die NS-Diktatur hautnah mit. 1938 drängt seine Mutter die jüdische Familie aus Angst vor den Nationalsozialisten zur Emigration in die USA.
Mit 15 Jahren kommt Heinz nach New York. Hier heißt er nun Henry. Die ersten drei Jahre besucht er die renommierte George Washington High School in New York. Später arbeiten Henry und sein jüngerer Bruder Walter in einer Rasierpinsel-Fabrik und als Bäckerkuriere.
Studium der Politikwissenschaften in Harvard
1943 wird er amerikanischer Staatsbürger. Im Zweiten Weltkrieg kämpft er als US-Soldat in den Ardennen. Danach studiert der hochbegabte Immigrant in Harvard Politikwissenschaften.
Kissinger wird Hochschulprofessor und berät den New Yorker Gouverneur Nelson Rockefeller. Auch US-Präsident John F. Kennedy schätzt seine Meinung, etwa beim Bau der Berliner Mauer.
Vom Berater zum Außenminister
1968 macht ihn US-Präsident Richard Nixon zunächst zum Berater für Außen- und Sicherheitspolitik, 1973 dann zum Außenminister. Im Vietnamkrieg gelingt es Kissinger in jahrelangen Geheimverhandlungen mit dem kommunistischen Norden, 1973 einen Friedensvertrag zu schließen. Dafür erhält er den Friedensnobelpreis - aber auch Kritik. Denn zugleich liefern die USA weiterhin Waffen in den Süden. Der Krieg endet erst 1975.
Erfolg der "Pendeldiplomatie"
Im Nahen Osten wird Kissinger für seine "Pendeldiplomatie" gefeiert. Er reist zwischen den Konfliktparteien Israel, Ägypten und Syrien hin und her und vermittelt. Es gelingt ihm, das Ende des Jom-Kippur-Krieges auszuhandeln.
1973 sollen Kissinger und der US-Geheimdienst CIA in Chile den Putsch von General Augusto Pinochet gegen den demokratisch gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende unterstützt haben.
Wegen seiner angeblichen Verstrickung in diesen Fall wird Kissinger ab Ende der 1990er Jahre mehrfach als Zeuge vor Gerichte verschiedener Länder geladen, erscheint dort nicht.
Brillanter Stratege oder kalter Realpolitiker?
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des US-Außenministers 1977 werden sich Anhänger und Gegner nicht einig: Ist Kissinger ein brillanter Krisenmanager und Stratege mit historischem Weitblick oder ein kalter Realpolitiker ohne Moral? Sicher ist: Seine politischen Entscheidungen und Lehren prägen die USA und den Rest der Welt bis heute.
Über seine Liebe zum Fußballclub Greuther Fürth, für den er als Junge selbst gespielt hatte, hält Henry Kissinger bis heute die Verbindung zu seinem Geburtsland Deutschland.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Melahat Simsek
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. Mai 2023 an den Geburtstag von Henry Kissinger.
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