Doppelkreuz, Octothorpe, Lattenzaun, Grid, Number Sign, Punch Mark, Hex oder Diamond - das Rautensymbol hat viele Namen. Der inzwischen populärste aber ist "Hashtag". Unter dieser Bezeichnung macht das Symbol in den letzten 15 Jahren eine steile Karriere - vor allem auf Twitter. Berühmte Hashtags wie #metoo, #blacklivesmatter, #arabspring oder #icebucketchallenge sind vielen in Erinnerung und teils immer noch aktuell.
Ausgangspunkt ist ein Tweet vom 23. August 2007. Kommunikationsdesigner Chris Messina macht den Vorschlag, das Rautensymbol als Zeichen für Gruppen zu benutzen. Er möchte damit Meldungen und Diskussionen auf Twitter kanalisieren. Nutzer sollen sehen, was in dem sozialen Netzwerk zu einem bestimmten Thema los ist. Dafür Gruppen zu gründen, die man verwalten und denen man erst beitreten muss, ist Messina zu kompliziert.
Twitter-Verantwortliche zunächst skeptisch
Drei Tage später springt ihm Blogger Stowe Boyd per Tweet zur Seite. Er ist fasziniert von der Idee, mit der Raute Themen markieren und Erfahrungen effektiv teilen zu können - und er gibt dem Symbol erstmals seinen heutigen Namen: Hashtag. Die Twitter-Verantwortlichen finden den Gebrauch jedoch schwierig und glauben, es sei nur etwas für Nerds.
Messina lässt nicht locker und schleust den Hashtag im Stil eines Trojanischen Pferds ein: Gerade in der ersten Zeit bauen viele Entwickler Apps, um Twitter mit neuen Funktionen zu erweitern. Messina überzeugt sie vom Hashtag und davon, das Doppelkreuz mit der kombinierten Funktion eines Links und einer Suchfunktion zu versehen. Die Nutzer finden das so praktisch, dass sich Twitter gezwungen sieht, den Hashtag zu unterstützen. Er wird offizieller Bestandteil des Netzwerks.
Altes Zeichen, neue Funktion
Mit dem Hashtag sorgt Messina für die Reinkarnation eines uralten Symbols. So wird das Zeichen etwa schon genutzt, um auf mittelalterlichen Marktplätzen ein Pfund Gewicht anzuzeigen. Später wird es als Nummernzeichen in die USA importiert und in abgewandelter Form für das Britische Pfund genutzt. Von einem bleiernen Buchdruckletter wandert es über Schreibmaschine und Computertastatur aufs Telefon und Handy.
Schnell entwickelt sich der Hashtag zu einer technischen Funktion mit einem politischen Nutzen. Er gibt einer Gegenöffentlichkeit eine Stimme. Über Twitter und die gebündelte Kraft des Hashtags werden Geschichten von Ereignissen erzählt, die sonst in den konventionellen Medien untergehen oder in verzerrter Weise dargestellt würden. Durch ihre Häufung haben die Wortmeldungen viel Gewicht und sie dringen unzensiert durch.
Für den Hashtag hat Chris Messina übrigens keinen Cent bekommen. Als Anhänger von freier Software und dem freien Zugang zu Wissen hat er dem Netz seine Idee einfach geschenkt.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Jana Magdanz
Redaktion: David Rother
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