Wenn Hans-Joachim "Kuli" Kulenkampff am Samstagabend in seiner Eurovisions-Show "Einer wird gewinnen" elegant gekleidet und unwiderstehlich lächelnd vor sein Publikum tritt, um vier Frauen und vier Männer aus acht Nationen zum Quizduell zu begrüßen, dann sind in ganz Deutschland die Straßen wie leergefegt.
In den 1960er und 1970er Jahren erreicht Kulenkampff mit seiner witzigen, charmanten und vor allem auch lässig-coolen Art Traumquoten. Die ganze Familie sitzt gebannt vor dem Fernseher, wenn er, oft mit den Frauen flirtend, sein Plaudertalent entfaltet. Von den Ängsten und Zweifeln oder den privaten Tragödien in seinem Leben erfährt das Publikum dabei nie.
Trauma Russlandfeldzug
Geboren wird Kulenkampff am 27. April 1921 als zweiter Sohn einer traditionsreichen, weltoffenen und kultivierten Kaufmannsfamilie in Bremen. Als Schüler kein Ass, glänzt er aber schon früh im Sport, vor allem als Läufer. Nach dem Abitur will Kulenkampff Schauspieler werden. Er beginnt an der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin, wird 1941 aber zum Russlandfeldzug eingezogen.
Vier erfrorene Zehen trennt Kulenkampff sich eigenhändig mit dem Taschenmesser ab: Wegen seiner Verletzungen darf er mit 21 Jahren zurück nach Deutschland, wo er nach einem Intermezzo am Theater 1944 wieder zu einer Flugabwehr-Einheit nach Hannover muss. Die Kriegsereignisse hinterlassen traumatische Spuren, begründen später aber auch sein Engagement in der Völkerverständigung.
Als Schauspieler nicht ernst genommen
Nach einer kurzen britischen Kriegsgefangenschaft geht Kulenkampff ans Bremer Schauspielhaus und macht Hörspiele. 1947 kommt er nach Frankfurt, wo er sich unsterblich verliebt und heiratet. Bald ist die Familie vierköpfig: Um sie zu ernähren, geht Kulenkampff zum Radio, wo er aufgrund seiner Schlagfertigkeit auffällt. 1953 bekommt er ein TV-Quiz. Mit der Zahl der Fernsehgeräte wächst auch Kulenkampffs Popularität.
Schon Ende der 1950er Jahre gilt Kulenkampff als beliebtester Quizmaster der Republik. Gleichzeitig versucht er sich als Kinostar, unter anderem in Heinz-Erhardt-Komödien wie "Immer die Radfahrer" (1958) oder "Drei Mann in einem Boot" (1961). In dieser Zeit ereignet sich mit dem Tod seines vierjährigen Sohnes bei einem Autounfall die größte Tragödie seines Lebens.
Beatle, Sonnenkönig, Casanova
Zwischen 1964 und 1987 moderiert Kulenkampff mit Unterbrechungen 89 Folgen von "Einer wird gewinnen". Aber er spielt auch in Einspielfilmen historische Persönlichkeiten – und wird so zur Fernsehlegende. Einmal überzieht er 75 Minuten, bevor ihm sein "Butler" Martin Jente – eigentlich der Produzent der Sendung – Mantel und Hut bringt.
Nach mehreren Operationen wegen einer Erkrankung an Bauchspeicheldrüsenkrebs stirbt Hans-Joachim Kulenkampff 1998 mit 77 Jahren in seinem Haus in Seeham.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Christiane Kopka
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 27. April 2021 an Hans-Joachim Kulenkamff. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 28.04.2021: Vor 70 Jahren: Erste Bundesgartenschau in Hannover eröffnet