1884 sind die Franzosen auf der Suche nach einem Wahrzeichen für ihre Weltausstellung. Ein Wunder der Technik soll es werden - und ein Denkmal zum 100. Jahrestag der Französischen Revolution. Gustave Eiffel und seine Mitarbeiter, die Ingenieure Maurice Koechlin und Émile Nouguier, gewinnen den Ideen-Wettbewerb und dürfen ihr Projekt umsetzen.
Eiffelturm - gehasst und gefeiert
In einer Rekordzeit von nur zwei Jahren, zwei Monaten und fünf Tagen entsteht der 300 Meter hohe und rund 10.000 Tonnen schwere Stahlfachwerkturm. Experten sind begeistert und sprechen von einem "erstaunlichen Meisterwerk ziviler Ingenieurskunst". In der Bevölkerung kommt der Eiffelturm dagegen weniger gut an. Vor allem die Künstlerszene ereifert sich über die "tragische Straßenlaterne", die "nutzlos und monströs" sei.
Eiffel bleibt gelassen. Man könne seinen Turm nach der Weltausstellung ja wieder abreißen, gibt er an. Doch so weit kommt es nicht. Fast zwei Millionen Besucher erklimmen in den ersten sechs Monaten die Stufen zu den Plattformen. Die Einnahmen decken schnell die Baukosten. Der Eiffelturm wird ein Besuchermagnet und bleibt es bis heute.
Eiffel selbst wird am 15. Dezember 1832 als Gustave Bönickhausen in Dijon geboren. Seine Vorfahren stammen - daher der Name - aus der Eifel. Die Familie wandert Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem kleinen Ort Marmagen nach Frankreich aus. Sein Vater ist Offizier und seine Mutter hat sich im Kohlehandel ein eigenes Vermögen erwirtschaftet. Von ihnen lernt Eiffel die Tugenden, die er später in Paris braucht: Fleiß, Hartnäckigkeit und Unternehmergeist.
Der "Eisenzauberer"
Er studiert zunächst Chemie, wendet sich dann aber dem Stahlbau zu und wird schnell als herausragendes Talent entdeckt. Schon mit 26 Jahren leitet Eiffel den Bau einer Brücke bei Bordeaux, 1866 macht er sich mit einem Ingenieurbüro selbstständig. Mit tausenden Mitarbeitern setzt Eiffel Projekte in der ganzen Welt um: Er schafft das Gerüst des Pariser Modemuseums Palais Galliera, das Trägersystem für die Freiheitsstatue und 1877 die Brücke bei Porto mit dem längsten freitragenden Stahlbogen der Welt. Eine Revolution im Metallbau, die ihm den Spitznamen "Eisenzauberer" einbringt.
Apropos Name: Seinen Nachnamen ändert Eiffel offiziell erst 1880, wobei seine Familie schon lange vorher den Beinamen "Eiffel" trägt, um nicht als deutsche Einwandererfamilie zu gelten.
Korruptionsskandal mit Folgen
Ende des Jahrhunderts beginnt Eiffels Niedergang. Sein Ruf als Baumeister und Geschäftsmann leidet unter einigen missglückten Projekten sowie dem Korruptionsskandal rund um den Bau des Panamakanals. Deswegen zieht er sich als Unternehmer zurück und widmet sich fortan nur noch der Wissenschaft.
Im Alter von 91 Jahren stirbt Gustave Eiffel in Paris. Sein Name aber wird für immer untrennbar mit dem Eiffelturm - immerhin 40 Jahre lang das höchste Gebäude der Welt - verbunden bleiben. Eiffel selbst nannte ihn übrigens immer nur "den 300 Meter hohen Turm".
Autor des Hörfunkbeitrags: Ralph Erdenberger
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
Das "Zeitzeichen" läuft immer um 9.45 Uhr auf WDR 5 und um 17.45 Uhr auf WDR 3. Zudem gibt es das "Zeitzeichen" auch als Podcast.
Zeitzeichen am 16.12.2022: Vor 30 Jahren: Der erste Stolperstein wird verlegt