Mehr als acht Jahre lang Erbsen kreuzen und schauen, was dabei herauskommt - danach will Gregor Johann Mendel endlich der Öffentlichkeit seine Forschungsergebnisse präsentieren. Im Februar und März 1865 hält er zwei Vorträge vor dem "Naturforschenden Verein" in Brünn, im heute tschechischen Mähren. Er schildert minutiös seine Versuche, angereichert mit Zahlenkolonnen und Formeln.
In den klassischen Biografien steht, er sei dafür ausgelacht worden. Das Manuskript zum Vortrag, das er später drucken lässt, verschickt er an führende Wissenschaftler. Doch keiner würdigt sein Werk. "Meine Zeit wird schon kommen", soll Mendel trotz allem gesagt haben.
Nicht für Seelsorge geschaffen
Heute gilt der Erbsenzähler als Begründer einer ganzen Wissenschaft: der Vererbungslehre oder Genetik. Wobei Mendel noch gar nicht weiß, was ein Gen ist. Geboren wird er am 20. Juli 1822 in Heinzendorf, das mittlerweile Vražné heißt und zu Tschechien gehört. Damals heißt er noch nicht Gregor, sondern Johann.
Der begabte Bauernsohn macht 1840 sein Abitur. Er will Lehrer werden, doch wegen "bitterer Nahrungssorgen" bricht er das Studium ab und wird Mönch im Augustiner-Kloster St. Thomas in Brünn. Bruder Gregorius, wie er nun heißt, ist allerdings nicht für die Seelsorge geschaffen. Als er sich um Kranke und Sterbende kümmert, wird er depressiv.
Zwei Mal beim Lehrerexamen gescheitert
Der Abt setzt Gregor deshalb in einer Schule als Vertretung für Latein, Griechisch, Deutsch und Mathematik ein. Um offiziell als Lehrer unterrichten zu dürfen, muss er bei der zuständigen Kommission in Wien antreten. Doch Mendel fällt zwei Mal wegen Prüfungsangst durch. Er sucht Trost im Klostergarten - und beginnt 22 Erbsensorten miteinander zu kreuzen.
Nach zehntausenden Pflanzen, Blüten und Erbsen formuliert der Naturforscher die drei Mendelschen Regeln. Sie geben Aufschluss darüber, wie Merkmale vererbt werden - zum Beispiel wenn Pflanzen mit verschiedenen Blütenfarben gekreuzt werden, etwa Erbsen mit roten und weißen Blüten.
Eine seiner Erkenntnisse: In der ersten Generation gibt es in dem Fall nur rotblühende Pflanzen, rot ist "dominant". In der zweiten Generation tauchen wieder weiße Blüten auf. Die Erbinformation für die weißen Blüten ist immer schon in den rot blühenden Pflanzen enthalten - aber unsichtbar im Erscheinungsbild, Mendel nennt es "rezessiv".
Mendelsche Regeln bestätigt
Nach seinem Misserfolg mit dem Erbsen-Vortrag gibt Mendel die Vererbungslehre auf. 1868 wird er zum Abt des Klosters in Brünn gewählt und muss sich nun vor allem mit den neuen Steuergesetzen der Regierung in Wien herumschlagen.
Gregor Mendel stirbt am 6. Januar 1884 mit nur 61 Jahren. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts entdecken Biologen seine Versuche wieder und bestätigen sie. Die Mendelschen Gesetze gelten im Prinzip bis heute, auch wenn es Ausnahmen von den Regeln gibt.
Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 20. Juli 2022 an Gregor Johann Mendel. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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