Früher gab es auf jeder der Galapagosinseln eine eigene Schildkrötenart, manchmal sogar mehrere. Doch Walfänger schleppten sie als "lebende Konserven" auf ihre Schiffe, weil sie sich einfach hielten und am Leben blieben. Hatten die Walfänger Hunger, wurden welche geschlachtet.
Große Mengen an Schildkröten wurden so von den Galapagosinseln wegtransportiert. Zudem machten sich ausgesetzte Ziegen und Schweine auf den Inseln über die Schildkröteneier her. Schließlich gab es auf den Inseln nur noch etwa 3.000 Schildkröten.
Letzter Überlendender seiner Art
Forscher gingen davon aus, dass auf der Insel Pinta die Schildkröten sogar ganz ausgerottet seien - bis man 1971 noch eine einzige überlebende fand: George.
Die Schildkröte wurde auf die Galapagosinsel Santa Cruz gebracht, in die Forschungsstation der Charles Darwin Foundation. Dort wurde sie begutachtet, gewogen und vermessen. Sein Alter schätzten die Experten auf Grund seiner Größe und der Ringe seiner Panzerplatten auf etwa 60 bis 90 Jahre - und damit eigentlich recht jung, denn Riesenschildkröten können durchaus 200 Jahre alt werden.
Kein Weibchen für den einsamen Riesen
Zu seinem Namen kam George wohl durch eine amerikanische Serie in den 1950er Jahren, in der ein Mann namens "Lonesome George" unter der Fuchtel seiner Frau stand. Irgendwie ist dieser Name an der Schildkröte hängen geblieben, obwohl Lonesome George nie eine Frau hatte. Man hoffte zwar, irgendwann doch noch ein Weibchen für Lonesome George zu finden - aber trotz vieler Suchen fand man keines.
Damit Lonesome George sich dennoch vermehren konnte, zogen irgendwann zwei Schildkrötendamen von der Nachbarinsel Isabela bei ihm ein. Aber Lonesome George hatte kein Interesse an diesen anderen weiblichen Schildkröten. Auch alle weiteren Versuche, ihn anzuregen, scheiterten. Daraufhin gab es viele Spekulation: War es eine Hormonstörung? Homosexualität? Oder einfach Stress ob der vielen Menschen, die ihn besuchten?
Schildkröte wurde mehrfach bedroht
Denn diese führten nicht nur Gutes im Schilde. Der berühmte Lonesome George wurde mehrfach bedroht. 1995 etwa stürmten Fischer die Station, weil die ecuadorianische Regierung das Meer um Galapagos zu einer noch viel strengeren Schutzzone machen wollte. Um Aufmerksamkeit für ihr Anliegen zu bekommen, drohten sie damit, die Riesenschildkröte zu töten. Einmal tausche die Leiterin der Station Lonesome George sogar in seinem Gehege gegen ein Double aus, um ihn zu schützen.
Lonesome George starb aber schließlich ganz friedlich mit nur 100 Jahren vermutlich an Herzversagen. Sein Wärter fand ihn am Morgen des 24. Juni 2012 leblos vor seinem Trinknapf.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina Meißner
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 24. Juni 2022 an den Todestag der Galapagos-Schildkröte Lonesome George. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
ZeitZeichen am 25.06.2022: Vor 200 Jahren: Todestag des Dichters E. T. A. Hoffmann.