Nach der Februarrevolution von 1848 gelangen die neuen Ideen von Paris auch nach Deutschland: Im Juni erscheint in Köln die "Neue Rheinische Zeitung". Ihr Chefredakteur ist Karl Marx. Zu den Redakteuren gehört neben Friedrich Engels auch Georg Weerth.
Der Schriftsteller leitet das Feuilleton und dichtet: "Kein schöner Ding ist auf der Welt, als seine Feinde zu beißen, als über all die plumpen Geselln seine lustigen Witze zu reißen." In seinem satirischen Fortsetzungsroman "Leben und Taten des berühmten Ritters Schnapphahnski" trifft sein Spott den Fürsten Felix von Lichnowski, der zum ultrarechten Flügel der Frankfurter Nationalversammlung gehört.
Drei Monate Haft
Als Lichnowski von Aufständischen erschlagen wird, erscheint in der "Neuen Rheinischen Zeitung" gerade die elfte Folge von Weerths Roman. Der Autor wird zum Aufwiegler erklärt und zu drei Monaten Haft im Kölner Klingelpütz verurteilt.
Doch das Leben von Georg Weerth war nicht immer so wild: Am 17. Februar 1822 wird er in Detmold in eine Pastorenfamilie geboren. Er macht eine kaufmännische Lehre, interessiert sich aber mehr für Literatur. Er lernt den Dichter Ferdinand Freiligrath kennen und schließt sich dessen Literaten-Zirkel an.
Engagement für die Arbeiter
Nach der Lehre arbeitet Weerth in Buenos Aires, Köln und Bonn. 1843 wechselt er als kaufmännischer Angestellter einer deutschen Firma nach Bradford. Das verändert sein Leben. Er wird mit dem Elend der englischen Arbeiter konfrontiert und schreibt darüber für die "Kölnische Zeitung".
Weerth lernt Engels kennen, der ihn mit Marx bekannt macht. Beide wecken in ihm das Interesse am Sozialismus und der deutschen Arbeiterbewegung. 1847 tritt er in den "Bund der Kommunisten" ein und schreibt anonym für die "Deutsche-Brüsseler-Zeitung". Dann kommt der Februar 1848. Weerth reist begeistert nach Paris: "Die Revolution wird die Gestalt der Erde ändern - und das ist auch nötig."
Tropenfieber in Havanna
Doch die Revolution scheitert. Marx wird aus Deutschland ausgewiesen, die "Neue Rheinische Zeitung" stellt ihr Erscheinen ein. Nachdem Weerth aus dem Gefängnis entlassen ist, trifft er den von ihm bewunderten Heinrich Heine in dessen "Matratzengruft" in Paris. Danach übernimmt er als Kaufmann eine Agentur in der Karibik.
Er bereist ganz Mittel- und Südamerika. 1855 kehrt er noch einmal nach Europa zurück und besucht Marx in London. Dann erkrankt er in Havanna an Tropenfieber. Dort stirbt Georg Weerth am 30. Juli 1856 - nicht einmal 35 Jahre alt.
Autor des Hörfunkbeitrags: Jürgen Werth
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 17. Februar 2022 an Georg Weerth. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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