Humorvoll, geistreich und sehr gebildet - so beschreiben Zeitgenossen Georg Büchmann. Er soll neben Latein, Griechisch und Hebräisch noch sieben weitere Sprachen beherrscht haben. Schon in der Schule fällt er wegen seiner Schlagfertigkeit und seines Sprachtalents auf.
Geboren wird August Methusalem Georg Büchmann am 4. Januar 1822 in Berlin. Der Beamtensohn studiert in seiner Heimatstadt Theologie, Philologie und Archäologie. Als 23-Jähriger promoviert er in Erlangen über Unterschiede "zwischen den germanischen und slawischen Sprachstämmen".
Nach Urheber forschen
Büchmann arbeitet als Lehrer in Warschau und Paris. Dort soll er für sein Buch angeregt worden sein. In Frankreich und in England gibt es bereits Sammlungen von literarischen Zitaten und Sprichwörtern. Büchmann beginnt, Zitate zu übersetzen und die Herkunft deutscher Sprichworte zu erforschen.
Mit wissenschaftlicher Genauigkeit forscht er nach den Urhebern eines Satzes oder Reims. Er stellt zum Beispiel klar, dass der Spruch "Macht geht vor Recht" nicht von Otto von Bismarck stammt, sondern ihm untergeschoben worden ist.
Große Nachfrage
1864 hält Büchmann im Berliner Schauspielhaus einen Vortrag über "landläufige Zitate". Im Publikum ist auch der Eigentümer des renommierten Verlages "Haude und Spener". Er bietet dem Oberlehrer an, dessen Ausführungen zu veröffentlichen. Noch im selben Jahr erscheint ein 220 Seiten umfassender Band mit dem Titel "Geflügelte Worte - Der Citatenschatz des Deutschen Volks".
Die Resonanz ist gewaltig: Auflage folgt Auflage. Büchmann wird der Professoren-Titel verliehen, der König von Preußen ehrt ihn den "Roten-Adler"-Orden. Doch sein Erfolg beeindruckt ihn nicht sonderlich, er bleibt Lehrer an der Berliner Gewerbeschule.
Auch Märchen gesammelt
Auch als Pensionär arbeitet Büchmann weiter. Neben Zitaten sammelt er auch Märchen, die er als Buch mit dem Titel "Märchenbronnen" herausgibt. Er leidet jahrelang an den Folgen eines schweren Unfalls und stirbt am 24. Februar 1884 in Berlin.
Die "Geflügelten Worte" werden bis heute aktualisiert. Bereits zu seinen Lebzeiten haben Büchmann viele Helfer unterstützt: "Ich habe 600 Korrespondenten. Und wenn mich schon längst der grüne Rasen deckt, dann werden sie fortwirken. Und es werden neue kommen, um mein Werk zu ergänzen und zu verbessern. Das stimmt mich froh und wohlgemut."
Autorin des Hörfunkbeitrags: Martina Meißner
Redaktion: Christoph Tiegel und Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 4. Januar 2022 an Georg Büchmann. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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