13. Dezember 1937 - Der Dichter und Zeichner Robert Gernhardt wird geboren

Mit eingängigen Reimen, feiner Ironie und virtuosem Strich in den Zeichnungen hat Robert Gernhardt Maßstäbe gesetzt. Er machte Otto Waalkes zum Star und beherrschte auch die leisen Töne.

"Die anderen waren stärker als ich, schneller und schöner als ich – begabter nicht unbedingt", erzählt Robert Gernhardt mit Blick auf seine Kindheit. Er hingegen hat eine sehr große Begabung: das unverkrampfte, hintergründige Reimen. Geboren wird Robert am 13. Dezember 1937 im heutigen Tallinn/Estland. Sein Vater stirbt 1945 als Soldat. Seine Mutter flieht mit den drei Söhnen in den Westen und lässt sich in Göttingen nieder, wo sie die Kinder teilweise in Kinderheimen unterbringt.

Robert Gernhardt, Dichter und Satiriker (Geburtstag, 13.12.1937) WDR ZeitZeichen 13.12.2022 14:07 Min. Verfügbar bis 13.12.2032 WDR 5

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Buschs "Die fromme Helene" - ein Schlüsseltext

In der Obhut katholischer Schwestern entdeckt Robert "Die fromme Helene" von Wilhelm Busch. Die Bildergeschichte thematisiert die Bigotterie des Katholizismus, die er gerade erlebt. Der Text wird für ihn zu einer "Zauberformel, die mir bewies, es gibt ein anderes Leben als diese Beengtheit und Beschränktheit der Menschen, mit denen ich da zu tun hatte". Auch Heinrich Heine, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz gehören zu den geistigen Weggefährten Gernhardts.

"Pardon" und "Titanic"

In Stuttgart und Berlin studiert der Doppelbegabte Malerei und Germanistik. In Frankfurt am Main ist er zunächst Redakteur der Satirezeitschrift "Pardon" und arbeitet dann freiberuflich als Maler, Karikaturist und Schriftsteller. Er findet Gleichgesinnte in F. K. Waechter und F. W. Bernstein. 1979 gründet er unter anderem mit Eckhard Henscheid und Bernd Eilert das Satiremagazin "Titanic". Sie pflegen einen subversiven und auch selbstironischen Humor, nennen sich in Anlehnung an Horkheimer und Adorno die "Neue Frankfurter Schule".

Autor von Otto-Witzen

Robert Gernhardts Lyrik ist vielgestaltig, vordergründige Pointen sind mit subtiler Kritik unterfüttert. Aber auch in der Populärkultur setzt er Maßstäbe, macht den als "Blödelbarden" apostrophierten Otto Waalkes groß, ist Mitautor von dessen Shows und von vier Drehbüchern seiner Filme.

Als Robert Gernhardt einen Herzinfarkt erleidet, wird der Ton seiner Gedichte ernster. Mit "Herz in Not" (1996) und "Lichte Gedichte" (1997) erobert er endgültig auch die Literaturkritik. Am 30. Juni 2006 stirbt Gernhardt in Frankfurt am Main. Er hinterlässt ein ebenso umfangreiches wie bedeutendes Werk mit Lyrik, Zeichnungen und Essays.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Monika Buschey
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 13. Dezember 2022 an den Geburtstag von Robert Gernhardt. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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