Miloš Forman wird am 18. Februar 1932 im böhmischen Städtchen Čáslav geboren. Der Vater ist Leiter eines Lehrerseminars, die Mutter führt im Sommer eine kleine Pension an einem See, wo Miloš und seine beiden älteren Brüder die Ferien verbringen. Miloš ist noch ein Kind, als die Deutschen in die Tschechoslowakei einmarschieren.
Sein Vater, der im Widerstand aktiv ist, stirbt 1944 in einem Konzentrationslager. Auch die Mutter wird aufgrund einer falschen Anschuldigung verhaftet und in Auschwitz ermordet. Ein letztes Mal sieht ihr Sohn sie 1942, im Hauptquartier der Gestapo in Prag. Verwandte nehmen Miloš auf.
Filmemacher im Real-Sozialismus
Nach dem Krieg kommt der 13-Jährige in ein Internat für Kriegswaisen. Weil er nicht zum Militär will, geht der junge Forman an die Filmhochschule. Er wird Drehbuchschreiber und dann Regisseur. Wie viele seiner Kollegen verachtet er die von den Kommunisten geforderten Filme im Stil des sozialistischen Realismus.
Forman wird zu einem der führenden Vertreter der Neuen Welle im tschechischen Kino. Seine Satire "Der Feuerwehrball" übt 1967 deutlich Kritik am sozialistischen Gesellschaftssystem. Der "Prager Frühling" findet 1968 ein blutiges Ende, als russische Panzer in die Stadt einrollen. Forman hält sich gerade in den USA auf und beschließt, erst einmal im Westen abzuwarten.
Durchbruch in Hollywood
Seine Frau Vera, die Schauspielerin ist, will ihm allerdings nicht folgen. Sie bleibt mit den kleinen Zwillingssöhnen in Prag. Deshalb versucht Forman zunächst, sein Visum zu verlängern, um später eine Möglichkeit zur Rückkehr zu haben. Gleichzeitig bemüht er sich in den USA, seine Karriere beim Film fortzusetzen.
Doch sein erster US-Film wird ein Flop. Erst mit dem Psychiatrie-Drama "Einer flog über das Kuckucksnest" gelingt Miloš Forman der Durchbruch in Hollywood: Gegen alle Erwartungen avanciert der Film zum Kassenknüller und räumt 1976 die fünf wichtigsten Oscars ab - was bis dahin erst einem einzigen Film gelungen war. Forman wird für die beste Regie ausgezeichnet.
Forman geht es in dieser Verfilmung des Romans von Ken Kesey nicht um eine Kritik an Missständen in der Psychiatrie: Für ihn ist der Stoff eine Parabel auf autoritäre Systeme: "Die kommunistische Partei war meine Oberschwester, die mir sagt, was ich tun, was ich sagen und was ich denken soll."
Erneuter Triumph mit "Amadeus"
Immer wieder beschreibt Miloš Forman in seinen Filmen Konflikte zwischen dem Einzelnen und gesellschaftlichen Institutionen. Sein Herz gehört den Außenseitern und Unangepassten. Das Film-Musical "Hair" und die Roman-Verfilmung "Ragtime" sind in den Kinos allerdings nur mäßig erfolgreich. Dafür landet Miloš Forman 1984 mit "Amadeus" seinen größten Coup. Der Mozart-Film gewinnt sogar acht Oscars, wird zum Blockbuster und macht Forman reich.
Keiner der vier Filme, die er noch drehen wird, kommt an diesen Erfolg heran. Der 74-Jährige beschließt, Hollywood den Rücken zu kehren und in Rente zu gehen. Nur auf der Bühne inszeniert er noch einmal - zusammen mit seinen beiden erwachsenen Söhnen in Prag, was für ihn ein großes Glück bedeutet. Miloš Forman stirbt 2018 im Alter von 86 Jahren.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Christiane Kopka
Redaktion: David Rother
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 18. Februar 2022 an Milos Forman. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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