Zeitweise konnte Charles Mingus nicht einmal seinen Lebensunterhalt mit der Musik verdienen. Diese Unbeständigkeit mag ein Grund für die Vielfalt seines kompositorischen Schaffens sein: eine Fülle an Stilen, Formen, Besetzungen und Emotionen als Spiegel der zahlreichen Schattierungen seiner Persönlichkeit.
Am 22. April 1922 wird Charles Mingus in Arizona geboren. Seine Mutter stirbt ein paar Monate nach seiner Geburt. Charles lernt zunächst Posaune, Flöte und Cello, ehe er zum Kontrabass wechselt. Als Bassist erspielt er sich bald einen guten Ruf.
Nirgends zu Hause, nicht einmal in der eigenen Haut
Charles Mingus ist, wie er selber sagt, "halb schwarz, halb gelb, aber keines davon richtig, nicht einmal weiß genug" - ein Erbe seiner Eltern, die ihm englische, chinesische, schwedische und afroamerikanische Wurzeln mitgegeben haben. Mingus sitzt zwischen allen Stühlen, nirgends ist er wirklich zu Hause, nicht einmal in seiner eigenen Haut. Auch wenn er für sich in Anspruch nimmt, schwarz zu sein. Mit seiner Komposition "Fables of Faubus" nimmt er ausdrücklich Stellung gegen den allgegenwärtigen Rassismus.
1952 gründet Mingus gemeinsam mit dem Schlagzeuger Max Roach sein eigenes Label "Debut Records". Es gilt als das erste musikerbetriebene Plattenlabel der Jazzgeschichte, als das erste "Independent Label".
Bedeutender Komponist der Jazzgeschichte
In den folgenden Jahren erscheinen viele der Schallplatten, die Charles Mingus zu einem der bedeutendsten Komponisten der Jazzgeschichte machen: "Pithecanthropus Erectus", "The Clown", "Mingus Ah Um", "The Black Saint and the Sinner Lady".
Auch in den 1960er Jahren wechseln sich Erfolge und Misserfolge ab. Zeitweise arbeitet Mingus wieder bei der Post, um sich finanziell durchzuschlagen. Außerdem hat er mit Depressionen zu kämpfen. Seine Musiker und auch Konzertveranstalter leiden unter seinem aufbrausenden Charakter.
Asche im Ganges verstreut
Bei einer Deutschland-Tournee beschimpft Charles Mingus das Publikum in Bremen als Nazis, in München zertrümmert er eine Garderobentür, in Berlin prügelt er sich hinter der Bühne. Er verliert viele seiner Freunde.
1977 bekommt er die Diagnose, dass er an einer unheilbaren Muskelkrankheit leide. Am 5. Januar 1979 stirbt er mit 56 Jahren an den Folgen eines Herzanfalls. Seine Asche streut seine Witwe Sue auf seinen Wunsch hin in den Ganges.
Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Mau
Redaktion: Gesa Rünker
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 22. April 2022 an den Geburtstag von Charles Mingus. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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