In Zeiten der Klimakrise ist die Messung von Temperaturen und deren Entwicklung der entscheidende Faktor zur Erfassung der Erderhitzung. Am Beginn unserer heutigen Wettererfassung steht eine Kiste Wein: Die hat der Forscher Galileo Galilei aus Florenz an seinen Freund Giovanni Francesco Sagredo nach Venedig geschickt. Als warme Brühe kam der Rebengenuss in Norditalien an und musste gekühlt werden. Angeblich begann darum Sagredo am 12. Juli 1613 damit, die Temperaturen rund um seinen Palast zu messen und zu notieren. Eine erste Aufzeichnung von Wetter-Mess-Daten, meinen viele.
Der Blick in die Glaskugel
Als Messinstrument nutzte Sagredo einen Vorläufer unseres heutigen Thermometers - das Thermoskop. Eine Erfindung, die seinem Freund Galilei zugeschrieben wird. Es besteht aus einem langen, dünnen Glasrohr, auf dem eine Glaskugel sitzt. Röhrchen und Kugel sind mit Luft gefüllt. Stellt man das Gerät in ein mit Wasser gefülltes Gefäß, lassen sich Temperaturveränderungen erfassen: Dafür müssen nur zwei Hände die Kugel umfassen und erwärmen, die warme Luft dehnt sich aus - das Wasser blubbert. Ist es jedoch kalt, dann zieht sich die Luft zusammen, das Wasser klettert im Röhrchen hoch.
Dass sich Volumina bei unterschiedlichen Temperaturen verändern, hat übrigens schon im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung der Tüftler Philon von Byzanz in Experimenten nachgewiesen.
Galilei soll sein Thermoskop erstmals seinen Studierenden im Jahr 1593 vorgeführt haben. Sagredo, ein Privatschüler Galileis, ist begeistert und testet Thermoskope unterschiedlicher Bauart über Jahre hinweg. Aber auch zu medizinischen Zwecken wird das Gerät eingesetzt, und zwar von Sanctorio Sanctorius, der damit den Wärmegrad von Fieberkranken bestimmt.
Die Krux mit dem Thermoskop
Doch das Thermoskop hat einen entscheidenden Nachteil: Es misst nicht nur die Temperatur, sondern auch den Luftdruck. Doch der Zusammenhang zwischen Luftdruck und Temperaturentwicklungen wird erst später erforscht. Evangelista Torricelli, der Nachfolger Galileis als Hofmathematiker in Florenz, entwickelt 1644 das Quecksilber-Barometer.
Durchbruch dank Fahrenheit
Der deutsche Physiker Daniel Gabriel Fahrenheit schafft schließlich den Durchbruch mit der Entwicklung des kalibrierten Quecksilber-Thermometers und einer definierten Skala. Nach ihm ist die Messeinheit "Grad Fahrenheit" benannt. Ein italienischer Weißwein sollte idealerweise zwischen 44 und 53 Grad Fahrenheit kühl sein.
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Autor des Hörfunkbeitrags: Marko Rösseler
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 12. Juli 2023 an den Beginn der Wettertemperaturmessung. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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