Frühjahr 1988: Aung San Suu Kyi kehrt aus Großbritannien zurück nach Burma, um ihre kranke Mutter zu pflegen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es im gesamten Land Proteste gegen die herrschende Militärdiktatur.
Aung San Suu Kyi schließt sich der Demokratiebewegung an und ruft zu Gewaltlosigkeit und zivilem Ungehorsam auf. Im September 1988 gründet sie die Oppositionspartei "National League for Democracy" (NLD).
Den Weg zu Ende gehen
Ein Antrieb dafür ist ihre Familiengeschichte. Ihr Vater Aung San gilt als Nationalheld. Er hat für die Unabhängigkeit Burmas gegen die Briten gekämpft und einen liberalen Verfassungsentwurf ausgearbeitet. Als er 1947 erschossen wird, ist seine Tochter zwei Jahre alt. Sie will seinen Weg zu Ende gehen.
Ihre Kindheit verbringt Suu Kyi in Indien, wo ihre Mutter Botschafterin ist. In Oxford studiert sie Politik, Philosophie und Wirtschaft. Dort lernt sie ihren Mann kennen. Die beiden heiraten 1972 und bekommen zwei Kinder.
Im Hausarrest
Als Aung San Suu Kyi ihre Mutter pflegt, wird sie von alten Weggefährten ihres Vaters gedrängt, aktiv zu werden. Ihre erste öffentliche Rede hält sie im Sommer 1988. Einige Monate später wird sie von den Militärs unter Hausarrest gestellt.
Im Mai 1990, Burma heißt jetzt offiziell Myanmar, tritt die NLD bei den ersten freien Wahlen an und erhält fast 80 Prozent der Stimmen. Doch die Militärjunta ignoriert das Ergebnis. Aung San Suu Kyi bleibt im Hausarrest. Ihr Mann sorgt von Oxford aus dafür, dass ihre Lage von der Weltöffentlichkeit nicht vergessen wird.
De-facto-Regierungschefin
Am 14. Oktober 1991 wird Aung San Suu Kyi der Friedensnobelpreis zuerkannt - "für ihren gewaltlosen Kampf für Demokratie und Menschenrechte". Die Auszeichnung nehmen ihre beiden Söhne stellvertretend für sie in Oslo entgegen.
Aung San Suu Kyi wird zur Ikone. Als sie 2010 freigelassen wird, hat sie insgesamt 15 Jahre Hausarrest hinter sich. Nach dem Sieg der NLD bei den Parlamentswahlen wird sie 2016 zur De-facto-Regierungschefin.
Beschädigte Ikone
Doch als Bilder von flüchtenden Rohingya um die Welt gehen, schweigt Aung San Suu Kyi. Die muslimische Minderheit sucht Schutz vor den Säuberungsaktionen des burmesischen Militärs.
Erst 2017 äußerst sich Aung San Suu Kyi. Kritik am Vorgehen der Generäle übt sie aber nicht. Ihr Ansehen nimmt schweren Schaden. Der Nobelpreis wird ihr jedoch nicht abgesprochen. Ein solches Verfahren sei nicht vorgesehen, teilt die Nobelstiftung mit.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: Ronald Feisel
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. Oktober 2021 an den Friedensnobelpreis für Aung San Suu Kyi. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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