Maria Schwarz kommt 1949 zur Kölner Wiederaufbaugesellschaft, nachdem sie zuvor schon in Jülich und Aachen bei den Aufbauplanungen mitgearbeitet hat. In Köln trifft sie den 24 Jahre älteren Rudolf Schwarz, der mit Fritz Schaller und Gottfried Böhm einen Generalplan für das komplett zerstörte Köln umsetzt.
Der renommierte Architekt und Stadtplaner Rudolf Schwarz ist von der Arbeit der jungen Frau beeindruckt – und wohl auch von ihrer Persönlichkeit. Die beiden heiraten 1951. Damit beginnt eine Symbiose zweier Architekten. Das gemeinsame Wohnzimmer ist zugleich Arbeitszimmer. "Leben und arbeiten war da eins", erzählt die Kunsthistorikerin Annette Krapp, die über Maria Schwarz ihre Dissertation geschrieben hat.
Zerstörte Städte wieder lebbar machen
Eines der ersten Projekte von Maria Schwarz ist der Aufbau des Kölner Gürzenichs, eines spätgotischen Festsaalbaus mit einer geschwungenen Treppenanlage. Obwohl viele Bürger selbst kein Dach über dem Kopf haben, ist das 1955 wieder eingeweihte Festhaus wichtig für das Heimatgefühl der vom Krieg gebeutelten Kölner.
Daneben arbeitet Maria Schwarz vor allem an Sakralbauten. Gemeinsam mit ihrem Ehemann realisiert die Architektin allein in Köln sechs neue und sechs wiederaufgebaute Kirchen. Ebenso die berühmte Paulskirche in Frankfurt.
Eine der ersten Architekturstudentinnen in Aachen
Geboren wird die Architektin als Maria Lang am 3. Oktober 1921 in Aachen. Der Vater ist Bauunternehmer mit einer Leidenschaft für Architektur, die er an seine drei Kinder weitergibt. Als eine der ersten Frauen nimmt die Tochter Maria 1941 ihr Architekturstudium in Aachen auf. Da die Kommilitonen häufig im Krieg sind, bekommt sie eine sehr intensive Ausbildung – der Grundstock für ihre spätere Karriere.
Nach dem Tod ihres Ehemannes übernimmt Maria Schwarz 1961 die Büros in Köln und Frankfurt. Sie kümmert sich zunächst um die Fertigstellung seiner geplanten und unvollendeten Sakralbauten. Doch in den 1960er Jahren sind Frauen in der Architektur rar und im Kirchenbau noch völlig undenkbar. Damit sie die Aufträge nicht verliert, unterschreibt sie schließlich nur noch mit "Schwarz". Ohne ihren Vornamen denken viele die Entwürfe stammten noch von ihrem Mann Rudolf.
Voller Tatendrang bis ins hohe Alter
Als die Zeit der Kirchenneubauten Mitte der 1970er Jahre vorbei ist, konzentriert sich Maria Schwarz auf Umgestaltungen und Renovierungen von Kirchen sowie dem Entwurf zahlreicher Orgelprospekte. Einer ihrer bekanntesten Entwürfe ziert die Klais-Orgel auf dem Lettner von St. Maria im Kapitol.
1996 erhält sie eine Professur für das Fach Sakralbau an der Technischen Universität in München. Maria Schwarz bleibt ins hohe Alter voller Tatendrang, der Tagesablauf ist bis wenigen Wochen vor ihrem Tod streng strukturiert. Die Architektin stirbt am 15. Februar 2018 mit 96 Jahren.
Autorin des Hörfunkbeitrags: Melahat Simsek
Redaktion: Hildegard Schulte
Programmtipps:
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. Oktober 2021 an Maria Schwarz. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.
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