Ende des 19. Jahrhunderts beuten die europäischen Kolonialmächte China aus, wo sie nur können. Die Chinesen werden im eigenen Land als Menschen zweiter Klasse behandelt, willkürliche Gewalt durch die europäischen Ausländer gehören zur Tagesordnung. Das wollen sich einige chinesische Kampfkunstschüler im Sommer 1900 nicht länger gefallen lassen. Beim sogenannten "Boxeraufstand" schaffen sie es, das Gesandtschaftsviertel der Hauptstadt mit seinen 3.300 Diplomaten für 55 Tage zu belagern.
Die Reaktion der Kolonialmächte fällt massiv aus: Deutschland holt den 70-jährigen Kommandeur Alfred Graf von Waldersee aus dem Ruhestand und schickt ihn gen Osten. Kaiser Wilhelm II. verabschiedet die deutschen Truppen mit den Worten: "Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht, dass auf 1.000 Jahre hinaus kein Chinese es mehr wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen." Der kaiserliche Aufruf geht als Hunnenrede in die Geschichte ein und verstößt schon damals gegen gültiges Völkerrecht.
Als die deutschen Truppen in China ankommen, ist der Aufstand niedergeschlagen. Dennoch kennt Alfred Graf von Waldersee keine Gnade: Auf der Suche nach untergetauchten Belagerern zerstören seine Soldaten ganze Dörfer, vergewaltigen Frauen und plündern im großen Stil. Wie viele tausende Chinesen und Chinesinnen bei diesen Rachefeldzügen ums Leben kommen, ist nicht bekannt. Alfred Graf von Waldersee kehrt als gefeierter Held aus China zurück und stirbt am 05. März 1904.
In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi :
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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor: Murat Kayi
Redaktion: Christoph Tiegel, David Rother
Die Reaktion der Kolonialmächte fällt massiv aus: Deutschland holt den 70-jährigen Kommandeur Alfred Graf von Waldersee aus dem Ruhestand und schickt ihn gen Osten. Kaiser Wilhelm II. verabschiedet die deutschen Truppen mit den Worten: "Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht, dass auf 1.000 Jahre hinaus kein Chinese es mehr wagt, einen Deutschen auch nur scheel anzusehen." Der kaiserliche Aufruf geht als Hunnenrede in die Geschichte ein und verstößt schon damals gegen gültiges Völkerrecht.
Als die deutschen Truppen in China ankommen, ist der Aufstand niedergeschlagen. Dennoch kennt Alfred Graf von Waldersee keine Gnade: Auf der Suche nach untergetauchten Belagerern zerstören seine Soldaten ganze Dörfer, vergewaltigen Frauen und plündern im großen Stil. Wie viele tausende Chinesen und Chinesinnen bei diesen Rachefeldzügen ums Leben kommen, ist nicht bekannt. Alfred Graf von Waldersee kehrt als gefeierter Held aus China zurück und stirbt am 05. März 1904.
In diesem Zeitzeichen erzählt Murat Kayi :
- wie Alfred Graf von Waldersee einst Kaiser Wilhelm II. brüskiert,
- warum er die Sozialdemokratie ablehnt,
- wieso die Europäer die chinesischen Kämpfer "Boxer" nennen,
- über die aktuellen Diskussionen um Denkmäler und nach Alfred Graf von Waldersee benannte Straßen.
Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
- Professorin Mechthild Leutner (FU Berlin, Expertin für die Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen),
- Jens Binder (Direktor des Zeitzentrums Zivilcourage in Hannover)
- Felix Mönkemeyer (Abgeordneter der Linken im Bezirksrat Hannover)
- Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Alfred Grafen von Waldersee, 3 Bände, 1923
Weiterführende Links:
- RBB-Preußen-Chronik: Alfred Graf von Waldersee
- Centre for Atlantic and Global Studies: Die Walderseestraße und das Waldersee-Denkmal
- Geschichtsbuch Hamburg: Die Hunnenrede von Kaiser Wilhelm II.
- Stichtag: Chinaforscher Ferdinand von Richthofen
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