Nach der Machtübernahme von Adolf Hitler will das NS-Regime das Renommee von Albert Bassermann nutzen. Propagandaminister Joseph Goebbels drängt den Schauspieler, eine Rolle im Nazi-Kampfstücks "Schlageter" zu übernehmen. Bei der Premiere am 20. April 1933 in Berlin - zum Geburtstag des anwesenden "Führers" - zeigen beim Schlussapplaus alle Darsteller den Hitlergruß. Außer Bassermann, der sich verbeugt.
Noch im selben Jahr verlegen er und seiner Frau, die Schauspielerin Else Bassermann, ihren Wohnsitz in die Schweiz. Beide sind zunächst weiterhin auf Gastspielreisen in Deutschland unterwegs. Als Else Bassermann 1934 dort Auftrittsverbot erhält, weil sie jüdische Wurzeln hat, boykottiert Bassermann jedoch deutsche Bühnen.
Immer mit Else
Geboren wird Albert Bassermann 1867 in Mannheim. Sein Vater produziert Nähmaschinen und drängt ihn, Chemie zu studieren. Doch mit 19 entscheidet sich Albert für die Schauspielerei. Seinen Durchbruch hat er in Berlin, wo er 20 Jahre lang auf verschiedenen Bühnen steht, vor allem unter den Regisseuren Otto Brahm und Max Reinhardt.
Bald nachdem Bassermann seine Frau kennenlernt, wollen die beiden nur noch zusammen auf der Bühne stehen. Bassermann lässt sich in seine Verträge schreiben, dass Else mitbesetzt werden muss. Doch die Regisseure wollen nicht immer ein Doppelpack engagieren. Das Paar verlegt sich deshalb auf Gastspiele auf Provinzbühnen.
Für einen Oscar nominiert
Dass die Bassermanns abseits von Berlin populär bleiben, liegt am Film. Schon vor dem Ersten Weltkrieg sind sie im Stummfilm zu sehen. Albert gelingt auch der Sprung zum Tonfilm. 1939 emigrieren die Bassermanns in die USA. Bereits 1940 ist Bassermann als bester Nebendarsteller in Alfred Hitchcocks "Foreign Correspondent" für einen Oscar nominiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehren Albert und Else 1946 zurück und geben in Deutschland und Österreich Gastspiele. Sie pendeln zwischen den USA und Europa. Das Paar fliegt am 15. Mai 1952 von New York nach Zürich, als Albert Bassermann während des Fluges nach einem Herzstillstand stirbt. Seine Frau - so die Legende - spricht weiter mit ihm, damit das Flugzeug nicht zwischenlandet. So kann sie ihn in Mannheim beerdigen.
Albert Bassermann ist in über 570 Theater-Rollen geschlüpft und hat in über 40 Filmen mitgespielt. Heute gilt seine Taschenuhr, die sogenannte Bassermann-Taschenuhr, als besondere Auszeichnung für Schauspieler. Zu den Trägern zählen bisher unter anderem Martin Benrath und Ulrich Matthes.
Autor des Hörfunkbeitrags: Heiner Wember
Redaktion: Matti Hesse
Programmtipps:
ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 15. Mai 2022 an Albert Bassermann. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.
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