Als die 13-jährige Genie am 4. November 1970 in Los Angeles entdeckt wird, hat ihr Vater sie fast ihr ganzes Leben in einem Schlafzimmer gefangen gehalten: ein sogenanntes "Wolfskind", aufgewachsen in Isolation, ohne menschliche Nähe.
Der Findling berührt mit seinem Schicksal die Öffentlichkeit. Vor allem aber weckt Genie die Begierde der Wissenschaft, die in ihr, diesem modernen Kaspar Hauser, eine psychologische und linguistische Jahrhundertchance wittert: Kann das Mädchen noch sprechen lernen? Kann es Teile der kindlichen Entwicklung nachholen? Das Mädchen, das nie jemand wollte - jetzt wollen es alle.
Genie wird zum heißbegehrten Forschungsobjekt. Wie sehr es dabei um das Wohl des Mädchens geht - und wie sehr um seinen Nutzen für die Forschung? Fest steht jedenfalls: Als die Entwicklung stagniert, verlieren die Wissenschaftler das Interesse an dem Wolfskind. Genie, heute 58 Jahre alt, lebt seit Jahrzehnten in einem Pflegeheim.
Redaktion: Michael Rüger