ZeitZeichen
08.04.1922 - Vermögenssteuer wird eingeführt
Stand: 22.02.2017, 13:45 Uhr
Der Erste Weltkrieg hat nicht nur Menschenleben sondern ganze Volkswirtschaften aufgefressen. Das Geld ist buchstäblich in Rauch aufgegangen. Die europäischen Staaten sind pleite - der Verlierer soll zahlen.
Von Marko Rösseler
Die junge Weimarer Republik sieht sich schon bald unerfüllbaren Reparationsforderungen gegenüber. Doch woher nehmen? Von den Vermögenden, von den Reichen!
Einfache Idee: Das so genannte Reichsvermögenssteuergesetz soll denen, die noch etwas besitzen, möglichst tief in die Tasche greifen. Aber eine solche Steuer ist schwer einzutreiben. Schließlich tut jeder so als hätte er nichts. Oder er bringt sein Vermögen in Sicherheit - schlimmstenfalls ins Ausland. Wirklich in Gang kommt die Vermögenssteuer deshalb nicht.
Schon kurze Zeit später bleibt dem Staat nur eine Lösung, um seine Schulden zu begleichen: Mehr Geld drucken und so eine schreckliche Inflation produzieren. An deren Ende kostet ein Ei mehr als 300 Milliarden Reichsmark, die Kriegsschulden schmelzen dahin, die Vermögenssteuer schwindet zu nichts - nur die wirklich Armen werden noch ärmer.
Redaktion: Ronald Feisel