Ob als erste Präsidentin des Europaparlaments, Ministerin oder hohe Verwaltungsbeamtin: Simone Veil hat sich nie gescheut, Konventionen über Bord zu werfen und ihre Parteifreunde vor den Kopf zu stoßen. Mitten im Algerienkrieg setzte sie sich für die korrekte Behandlung von Gefangenen ein.
Obwohl sie mit 16 Jahren nach Auschwitz deportiert worden war, ihre Eltern und ihr Bruder ermordet wurden, verlor sie auch bei antisemitischen Angriffen nie die Nerven und plädierte immer für ein starkes Europa. Als Feministin ohne Furcht und Tadel und auch von ihren politischen Gegnern respektierte Frau hätte sie durchaus hohe und höchste Regierungsämter anstreben können - aber das interessierte sie nicht.
Sie, die auf Fragen immer erst mal "nein" sagte, hätte dazu Kompromisse eingehen müssen. Und das kam einfach nicht in Frage.
Redaktion: Hildegard Schulte